Japans neue Wirtschaftsführer
Jedes Jahr publiziert das Magazin Forbes die Liste der reichsten Menschen der Welt. Ein weiteres Mal haben es Bill Gates (76 Milliarden Dollar) und Carlos Slim (72 Milliarden Dollar) auf die vordersten Ränge geschafft. Die Japaner sucht man derweil vergeblich in den vorderen Rängen.
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Dennoch sind sie gut vertreten in diesem exklusiven Klub. 27 Milliardäre zählt Japan, die zusammen ein Vermögen von 100 Milliarden Dollar besitzen. Dabei ist es zu einer Wachablösung an der Spitze gekommen. Der reichste Japaner der vergangenen Jahre, Tadashi Yanai, muss den ersten Platz an den jüngeren Masayoshi Son abgeben.
Der 56-jährige Son hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Noch vor vier Jahren besass der Gründer des Telekom-Konzerns Softbank 5,6 Milliarden US-Dollar. Nun sind es laut Forbes geschätzte 18,4 Milliarden US-Dollar.
Das macht ihn zur Nummer 1 in Japan und zur Nummer 42 weltweit. Der Japaner mit koreanischen Wurzeln investierte früh in die Suchmaschine Yahoo, die er den japanischen Eigenheiten anpasste und so zum Branchenleader des Landes machte (Asienspiegel berichtete).
Sons grosser Coup
Mit dem Kauf von Vodafone Japan wurde Son 2006 auf einen Schlag zu einem der grössten Telekomanbieter des Landes. Ein Jahr später gelang ihm der grosse Coup, der ihm zum einflussreichen Player machte. Er machte Softbank zum exklusiven Vertreiber von Apples iPhone, an das in Japan zu jenem Zeitpunkt niemand glaubte. Son lag richtig goldrichtig und vermehrte damit sein Vermögen. Das iPhone hat alle japanischen Konkurrenten weit hinter sich gelassen. Selbst der ehemalige staatliche Telekomkonzern NTT Docomo bietet inzwischen das Smartphone von Apple an (Asienspiegel berichtete).
Seit einigen Jahren ist Son auf Expansionskurs. Letztes Jahr übernahm sein Unternehmen den drittgrössten amerikanischen Mobilfunkanbieter Sprint für 21,6 Milliarden Dollar. Dieser Deal hat die Aktienkurse von Softbank derart in die Höhe schnellen lassen, dass sich Son nun als reichster Japaner bezeichnen darf.
Son setzt gleichzeitig stark auf das riesige Potential der Onlinespiele für Smartphones. Den finnischen Spielehersteller Supercell erwarb er für 1,5 Milliarden Dollar. Damit ist die Shopping-Tour wohl noch nicht zu Ende. Denn inzwischen macht das Gerücht die Runde, dass Softbank auch die Messaging-App LINE kaufen könnte (Asienspiegel berichtete).
Der Kleider-Milliardär
Tadashi Yanai, der Besitzer der Kleiderladenkette Uniqlo, muss sich dieses Jahr mit dem zweiten Rang begnügen. Doch schlecht geht es ihm deswegen nicht. Sein Vermögen hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. Auf 17,9 Milliarden Dollar wird sein Reichtum geschätzt. Das Geschäftsprinzip von Uniqlo ist konsequent und einfach: Die Ware wird in Billigländern wie China oder Vietnam hergestellt und danach in den eigenen Uniqlo-Läden kostengünstig verkauft.
Inzwischen besitzt Yanai mit Uniqlo über 1000 Ableger in Metropolen wie Tokio, Shanghai, Hongkong, New York, Moskau, Seoul, London und Paris. Alleine in China sollen bis 2020 über 1000 neue Läden eröffnet werden. Das Mutterhaus Fast Retailing ist mit einem Umsatz von 820 Milliarden Yen (5,8 Milliarden Euro) inzwischen das viertgrösste Modehaus der Welt. Mit Tennis-Star Novak Djokovic konnte Yanai einen globalen Werbeträger für sich gewinnen (Asienspiegel berichtete).
Grosszügige Freunde
Yanai und Son verstehen sich übrigens bestens. Die beiden sind gute Freunde. Seit zwölf Jahren ist Yanai sogar im Verwaltungsrat bei Softbank. Ihre Grosszügigkeit stellten beide nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 unter Beweis.
Damals spendete Masayoshi Son gleich 10 Milliarden Yen (71 Millionen Euro) seines Privatvermögens an die Notleidenden im Nordosten Japans. Zuvor hatte Yanai 1 Milliarde Yen (7,1 Millionen Euro) an Soforthilfe zugesprochen, die später mit einer Spende seines Konzerns ergänzt wurde (Asienspiegel berichtete).
Der Dritte im Bund
Der drittreichste Japaner ist übrigens Hiroshi Mikitani, dessen Vermögen sich auf 9,3 Milliarden Dollar beläuft. Erst vor kurzem machte der Gründer und CEO des grössten japanischen Online-Händlers Rakuten mit der Übernahme der Messaging-App Viber von sich reden. 900 Millionen Dollar bezahlt sein Unternehmen dafür (Asienspiegel berichtete).
Damit sind drei Japaner an der Spitze, die alle ihr Vermögen nach dem Platzen der Wirtschaftsblase Ende der 1980er-Jahre verdient haben. Alle drei zeichnen sich durch ein unkonventionelles Vorgehen und ein Verlangen aus, die verkrusteten Wirtschaftsstrukturen ihres Landes aufbrechen zu wollen.
Während Masayoshi Son kräftig in erneuerbare Energien investiert (Asienspiegel berichtete), machte Mikitani machte von sich reden, als er bei Rakuten Englisch zur einzigen Unternehmenssprache erklärte (Asienspiegel berichtete). Und auch Yanai geht ähnliche Weg. Für beide ist Englisch der Zugang zur globalisierten Welt und damit zu aktuellen Trends. «Nur wenn wir Englisch zur Firmensprache machen, können wir auch wachsen», erklärte Mikitani einst. Das ewig kriselnde Japan, dessen Bevölkerungszahl schrumpft, ist für sie schon lange kein sicherer Hafen mehr.
Die Nachbarn ziehen gleich
Diese Entwicklung widerspiegelt sich auch in der aktuellen Forbes-Rangliste. Japans Nachbarn haben schon längst gleichgezogen. Taiwan hat 28 Milliardäre, die ein Gesamtvermögen über 75,8 Milliarden Dollar besitzen. Auch Südkorea zählt wie Japan 27 Steinreiche, die zusammen 60 Milliarden Dollar haben.
Derweil ist das kleine Hongkong Japan schon weit voraus. Die chinesische Sonderverwaltungszone hat sagenhafte 45 Milliardäre mit einem Vermögen von 213 Milliarden Dollar. Und China hat schon lange alle seine Konkurrenten in Asien in den Schatten gestellt. Ganze 152 Milliardäre leben im Reich der Mitte. Zusammen besitzen sie 375 Milliarden Dollar. Das ist aber immer noch nichts gegen die 2,3 Billionen Dollar der 492 amerikanischen Milliardäre.
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