Zuerst What’s App, dann LINE?
Die Internetgiganten sind in Kauflaune. Das neuste Objekt der Begierde sind die mobilen Messaging-Apps. Wer diese besitzt hat einen Zugang zu Millionen von Telefonnummern oder Mail-Adressen. Mit diesen Daten lässt sich viel Geld verdienen.
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Kein Wunder haben die Apps inzwischen einen immensen Marktwert erreicht. Mitte Monat riss sich Rakuten die App Viber für knapp 1 Milliarde Dollar unter den Nagel (Asienspiegel berichtete). Der japanische Online-Händler will sich damit global besser positionieren. Man könne so direkter mit den Kunden in Kontakt treten, schwärmt CEO Hiroshi Mikitani. Dies sei der Beginn einer neuen Ära in der Branche.
Auch Facebook sieht dies so. Stolze 19 Milliarden Dollar blättert Zuckerberg für What’s App hin. Nun stellt sich die Frage, wie die restliche Konkurrenz auf diese Deals reagiert? Alternative Sofortnachrichten-Apps gibt es, doch nicht in der Grösse von Viber oder What’s App. Skype gehört bereits Microsoft, Snapchat hat erst kürzlich ein Milliardenangebot von Facebook ausgeschlagen und Twitter geht andere Wege.
LINE als nächstes dran?
Der wohl attraktivste Übernahmekandidat ist die südkoreanisch-japanische App LINE, das dem Unternehmen NHN Japan gehört, welches wiederum zu 100 Prozent im Besitz des südkoreanischen Mutterkonzerns Naver Corporation ist. Naver ist in Südkorea das beliebteste Suchmaschinenportal (Asienspiegel berichtete).
In kürzester Zeit hat die Messaging-App mit ihren virtuellen Manga-Stickern eine Community von über 340 Millionen Nutzern für sich gewinnen können. Im Januar 2013 waren es noch 100 Millionen. 2014 soll die magische Schwelle von 500 Millionen Nutzern erreicht werden.
Einnahmen stimmen
LINE scheint im Gegensatz zu vielen Konkurrenten auch finanziell auf der richtigen Spur zu sein. Das Unternehmen steigerte den Jahresumsatz alleine für seine LINE-App auf 34,2 Milliarden Yen (2,4 Milliarden Euro). 60 Prozent werden mit Games, weitere 20 Prozent mit Stickern generiert, die alle innerhalb der App gekauft werden können.
Ganze 350 Sticker-Serien werden auf LINE angeboten. Auch das Merchandising der hauseigenen Manga-Charaktere Brown, Moon, James und Cony wird in Japans Spielzeug- und Souvernirläden vorangetrieben.
Ab März wird es mit der App auch möglich sein, zu Billigtarifen aufs Festnetz zu telefonieren, wie die Huffington Post Japan berichtet. Auch von einem Gang an die Börse ist inzwischen die Rede.
Das Interesse von Masayoshi Son
Entsprechend begehrt ist LINE. Diese Woche berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass der japanische Telekomkonzern Softbank, der mit dem Verkauf des iPhones das grosse Geld verdiente (Asienspiegel berichtete), Interesse an LINE bekundet, um das kriselnde Geschäft mit den Telefon- und Handygebühren zu ergänzen und die Kundenbasis zu erweitern. Denn LINE ist nicht nur in Japan, sondern auch in Taiwan, Thailand, Indonesien, Spanien und Lateinamerika stark.
Softbank-Gründer Masayoshi Son soll bereits Gespräche geführt haben, heisst es. Noch aber halten sich alle Parteien bedeckt, wie Nikkei Gendai berichtet. «Wir kommentieren keine Spekulationen», heisst es bei Softbank. Naver in Südkorea spricht von «haltlosen Berichten». Man habe zurzeit keine Pläne Anteile zu verkaufen.
Es sind Aussagen, die den Marktwert von LINE nur noch weiter in die Höhe treiben. Klar ist, dass Masayoshi Son tief in die Tasche greifen müsste. Laut Nikkei Gendai wird der Wert von LINE auf heute 1,5 Milliarden Dollar geschätzt. Im Vergleich zum Facebook-Deal wäre dies aber geradezu ein Schnäppchen.
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