Der Valentinsstress
Am Valentinstag sind in Japan einzig die Frauen gefragt. An ihnen ist es die Geschenke auszuwählen und den ihnen nahe stehenden Personen zu überreichen. Nicht Blumen, sondern Schokolade ist an diesem Tag das traditionelle Geschenk, mit der Frau kaum etwas falsch machen kann. So übertrumpfen sich die japanischen Kaufhäuser bereits Wochen zuvor mit süssen Valentinskreationen.
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Und da am 14. Februar nicht nur Geliebte oder Angebetete, sondern auch Mitarbeiter und Freunde beschenkt werden, ist das Valentinsgeschäft für die Chocolatiers besonders lukrativ. Alleine in diesen Tagen reihen sich im 7. Stock des Kaufhauses Mitsukoshi im Tokioter Nihonbashi-Quartier über 100 Schokoladenstände aneinander. Hier findet die Frau Schokolade in allen Formen und Preisklassen. Denn nicht jeder Beschenkte erhält dasselbe.
Welche Schokolade darf es sein?
Für die Mitarbeiter gibt es zumeist eine einfache Variante, damit es zu keinen Missverständnissen kommt. Die «Pflicht-Schokolade» (Giri-Choko) nennen das die Japaner und genau so simpel soll sie aussehen. In dieser Entsprechung gibt es auch die «Freundinnen-Schokolade» (Tomo-Choko), sowie die «Schokolade für den weiblichen Freundeskreis» (Joshikai-Choko). Die wichtigste und folglich teuerste Schokolade ist selbstverständlich für den Geliebten oder den Angebeteten vorgesehen, die «Schokolade für den Liebling» (Honmei-Choko).
Bis zu 15 Personen oder mehr müssen folglich mit Schokolade beglückt werden. Für diese Unzahl an Variationen legen sich die Schokoladenhersteller Japans kräftig ins Zeug. Keine Jahreszeit ist einträglicher. Hinzu kommt die glückliche Tatsache, dass erstmals seit 2008 der 14. Februar wieder auf einen Wochentag fällt. Nach zwei Jahren Wochenend- und Wirtschaftsflaute ist die hohe Nachfrage nach Pflicht-Schokolade vorprogrammiert.
Schokolade als Wirtschaftsfaktor
Laut der Versicherungsgesellschaft Dai-ichi Life erwarten die japanischen Kaufhäuser bis zu 10 Prozent mehr Umsatz als letztes Jahr. Dies entspricht einer Steigerung von rund 350 Millionen Euro. Damit werde das Rekordniveau von 2008, kurz vor der einsetzenden Wirtschaftskrise, wieder erreicht sein.
«Obwohl das zu Verfügung stehende Einkommen kaum wächst, zeigt sich die Japanerin bei einem solch gesellschaftlichen Ereignis grosszügiger als sonst», erklärt Toshihiro Nagahama von Dai-Ichi Life gegenüber der Sankei Biz. Das Besondere sei, dass die Menschen trotz Deflation bereit seien, so viel Geld für eine vergängliche Ware wie Schokolade auszugeben.
Eigenkreationen im Trend
Hinzu kommt eine weitere Besonderheit im Valentinsgeschäft. Weil die unmittelbare Vorvalentinszeit auf ein Wochenende fällt, planen laut einer Umfrage des Süsswarenherstellers Ezaki Glico rund 40 Prozent der Frauen zu Hause ihre eigenen Schokoladekreationen zu erschaffen.
Zudem würden viele Personen, um Geld zu sparen, ihre Süssigkeiten lieber selbst zubereiten, so der Pressesprecher von Kiddy Land Osaka gegenüber der Asahi Shimbun. Entsprechend liegen dieses Jahr viele Zubereitungssets und vorverpackte Zutaten in den Regalen der japanischen Kaufhäuser auf.
Unsichere Wirtschaftslage
Denn trotz guter Aussichten für das Schokoladengeschäft bleibt die wirtschaftliche Lage Japans weiterhin unsicher (Asienspiegel berichtete). Gerade Kleingeschäfte verzeichnen weiterhin sinkende Umsätze. Und seitdem das staatliche Eco-Point-Programm zur Konsumankurbelung im Herbst ausgelaufen ist (Asienspiegel berichtete), kämpfen die Unternehmen wieder um ihre Kunden.
«Noch ist die allgemeine Wirtschaftslage nicht so süss wie die Valentinsschokolade», folgert Nagahama in der Sankei Biz. Derweil gibt es für Japans Süsswarenhändler neben dem Valentinstag einen weiteren Lichtblick. Am 14. März folgt der White Day. An diesem Tag ist es am Mann, das Valentinsgeschenk zu erwidern – mit Schokolade versteht sich.
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