«Ich stecke Sie mit Strahlung an»
In gerade mal 8 Tagen gelang es Japans Wirtschaftsminister von einem Fettnäpfchen ins andere zu treten. Nein, Yoshio Hachiro ist kein Mann der grossen Worte. Vielmehr wird er wohl als der tollpatschige Minister in die Geschichte eingehen. So rieb er nach dem Besuch im AKW Fukushima den Ärmel seiner Uniform an einem Journalisten. «Ich stecke Sie mit Strahlung an», soll er dabei scherzhaft gesagt haben.
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Nur einen Tag später sprach Hachiro an einer Pressekonferenz in Tokio über seine Eindrücke aus den evakuierten Dörfern rund um das AKW Fukushima. «In der umliegenden Region des Kernkraftwerkes war keine Menschenseele zu sehen. Das ist wirklich eine Todesstadt», meinte der Wirtschaftsminister offenherzig.
Beide Äusserungen kamen bei den Betroffenen der Katastrophe gar nicht gut an. Sie sprachen von einer unsensiblem Bemerkung eines Regierungsmitglieds. Der mediale Druck stieg, zumal Wirtschaftsminister Hachiro bereits ein paar Tage zuvor zur Energiezukunft Japans ungewollt einen Atomausstieg angedeutet hatte, ohne dies wirklich gemeint zu haben (Asienspiegel berichtete).
Rücktritt nach 8 Tagen
Für die junge Regierung Noda wurde der Trubel schliesslich des Guten zu viel. Yoshiro Hachiro trat nach 8 Tagen im Amt zurück. Er entschuldigte sich, die betroffenen Evakuierten der Region mit seiner Äusserung verletzt zu haben. An die Szene mit dem Journalisten mochte er sich aber nicht mehr erinnern. Die japanische Bevölkerung mag jedenfalls keinen Strahlenscherz von einer Regierung hören, die gerade bei dieser heiklen Thematik dringend das unter Naoto Kan verlorene Vertrauen zurückgewinnen muss (Asienspiegel berichtete).
Für den neuen Premierminister Yoshihiko Noda ist der erste Rücktritt eines Kabinettsmitglieds ein herber Rückschlag. Dabei begann sein Start sehr viel versprechend. Über 60 Prozent Zustimmung erhielt er in verschiedenen Umfragen. Dieser Goodwill scheint aber bereits nach 8 Tagen aufgebraucht zu sein.
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