Japans atomare Freunde
In Japan ist derzeit nur noch ein Atomreaktor in Betrieb. Die Atomenergie verabschiedet sich aus der Hintertür. Die Regierung von Premierminister Yoshihiko Noda steckt im Dilemma.
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Einerseits muss sie berücksichtigen, dass sich ein Grossteil der Bevölkerung nach der Katastrophe von Fukushima gegen die Atomenergie gewandt hat (Asienspiegel berichtete). Andererseits steht ihr eine milliardenschwere und einflussreiche Atombranche gegenüber, eine politische Klientel, die auf neue Aufträge drängt – trotz Fukushima.
Die Lösung findet Tokio in den Schwellenländern. Bereits vor der AKW-Katastrophe zielte sie auf den Export ihrer Technologie ab. Nach dem 11. März kam es zum Verhandlungsstopp. Inzwischen verhandelt die Regierung wieder so, als hätte es die Katastrophe von Fukushima nie gegeben.
Energiehungrige Schwellenländer
Mit Vietnam hat sie bereits ein Abkommen zum Bau von zwei Reaktoren abgeschlossen (Asienspiegel berichtete). Nun ist auch die Türkei zu diesem Klub hinzugestossen. Tokio und Ankara haben gemäss der Japan Times einen Kooperationspakt für den Export der Atomtechnologie in die Türkei unterzeichnet.
Das aufstrebende Land am Schwarzen Meer will seinen Energiehunger mit dem Bau von 3 Atomkraftwerken bis 2023 befriedigen. Ein konkretes Abkommen mit Japan soll in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden.
Doch auch mit diesen atomaren Geschäften werden die Sicherheitsfragen nicht gelöst sein. Vietnam will bis 2030 rund 8 Atomkraftwerke bauen, zählt aber bis heute kaum Nuklearexperten. Zudem gibt es auch im Küstenland Vietnam eine Tsunami-Gefahr, wie eine Studie ergab. Die Türkei gilt zudem als ein Land mit akuter Erdbebengefahr.
Japan bis im Mai frei von Atomstrom
In Japan bewegt sich das Pendel derweil in eine ganz andere Richtung. Am Montag hat Stromproduzent Tepco, der Energieversorger des Grossraum Tokios und Betreiber des havarierten AKW Fukushima, seinen letzten Atommeiler in Kashiwazaki-Kariwa abgeschaltet. Anfang Mai wird das Kernkraftwerk Tomari auf Hokkaido folgen (eine aktuelle Tabelle finden Sie hier). Dann wir Japan erstmals seit Jahrzehnten ohne Atomstrom auskommen.
In Japan müssen die Atomreaktoren alle 13 Monate für Unterhalts- und Kontrollarbeiten angehalten werden. Normalerweise reicht fürs Hochfahren ein Einverständnis der Regierung in Tokio. Seit der AKW-Katastrophe von Fukushima weigern sich aber die lokalen Regierungen und Einwohner ihre Reaktoren wieder anzuschalten (Asienspiegel berichtete).
Sorgen um Versorgungslücke
Die Regierung bemüht sich mit Stresstests und Sicherheitsgarantien zumindest dem Stromproduzenten Kansai Electric Power das Hochfahren des AKW Oi in der Präfektur Fukui wieder zu ermöglichen. Das Unternehmen, das den Grossraum Osaka bedient, rechnet ansonsten mit einer Versorgungslücke im Sommer (Asienspiegel berichtete).
Um die Stromlücke zu füllen, haben die japanischen Stromproduzenten begonnen, konventionelle Kraftwerke wieder anzuschalten. Das scheint fürs Erste zu genügen. Tepco plant den Sommer schon länger ohne Atomstrom (Asienspiegel berichtete).
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