Kri­tik am Atomjungen

Ausschnitt aus der frühen Anime-Serie Tetsuwan Atomu.
Aus­schnitt aus der frü­hen Ani­me-Serie Tet­s­u­wan Atomu. Screen­shot: youtube/​kuy­en­ko

Tet­s­u­wan Atomu wur­de kei­ne 10 Jah­re nach dem Abwurf der Atom­bom­ben über Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki zu einer Iko­ne des tech­ni­schen Auf­bruchs Japans. Die von Man­ga-Gott Osa­mu Tezu­ka ent­wi­ckel­te Geschich­te eines fried­lie­ben­den Robo­ter­jun­gen mit ato­mar gestähl­tem Her­zen erschien zwi­schen 1952 und 1968 als Fort­set­zungs­ge­schich­te im Maga­zin Shônen.

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1963 rea­li­sier­te Osa­mu Tez­a­ku gleich selbst eine Ani­me-Umset­zung. Der Erfolg war so gross, dass der ame­ri­ka­ni­sche Fern­seh­sen­der NBC die Serie über­nahm und kur­zer­hand in Astro Boy umtauf­te. Es war die ers­te aus­ser­halb Japans gesen­de­te Anime-Produktion.

Tet­s­u­wan Atomu trug dazu bei, dass Japan wie kei­ne ande­re Nati­on sei­ne Hoff­nun­gen und Träu­me den Maschi­nen anver­traut. Allei­ne sein Name deu­te­te nur weni­ge Jah­re nach Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki eine zer­stö­re­ri­sche Tech­no­lo­gie posi­tiv um. Doch mit der AKW-Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma hat die­se schein­bar fried­lie­ben­de Nukle­ar­tech­no­lo­gie eine ganz ande­re Bedeu­tung erhalten.

Die Kri­tik und die Antwort

Nach dem Unfall im März 2011 folg­te die Kri­tik an der Figur Tet­s­u­wan Atomu. Sei­ne Figur zusam­men mit Schwes­ter Ura­ni­um und Bru­der Kobalt dazu bei­ge­tra­gen, dass die Atom­ener­gie in Japan lan­ge Zeit als eine posi­ti­ve und siche­re Sache ange­se­hen, so die Mei­nung. Damit sei die­se Geschich­te an der Kata­stro­phe teil­wei­se mitverantwortlich.

Rumi­ko Tezu­ka, die Toch­ter von Osa­mu Tezu­ka, setzt sich in einem Inter­view in der Asahi Shim­bun gegen sol­che Kri­tik zur Wehr. Die Bot­schaft ihres Vaters müs­se man dif­fe­ren­zier­ter betrach­ten. «Er hat gezeigt, dass die Men­schen nicht wei­se genug sind, um von der Wis­sen­schaft vol­len Gebrauch zu machen und auch die poten­ti­el­le Gefahr nicht erken­nen, die in der Wis­sen­schaft lau­ert», so die 48-Jährige.

Man müs­se Tet­s­u­wan Atomu auch in den rich­ti­gen Kon­text der 1950er-Jah­re set­zen, als die Geschich­te von ihrem Vater rea­li­siert wur­de. Es war eine Zeit, als die Spu­ren des Zwei­ten Welt­kriegs über­all prä­sent waren. Damals sei die Atom­ener­gie etwas Neu­es gewe­sen und die Gesell­schaft glaub­te, dass sie die Men­schen glück­lich machen kön­ne. «Astro Boy ver­kör­per­te Hoff­nung in schwie­ri­gen Zei­ten», beschrieb es einst Juni­chi Mura­ka­mi vom Tezu­ka Osamu-Museum.

Vie­le Lesarten

Tat­säch­lich mag Tet­s­u­wan Atomu kei­ne offe­ne Ansa­ge für die Atom­ener­gie sei. Wie bei Tezu­kas Geschich­ten üblich sind stets vie­le, auch kri­ti­sche Les­ar­ten mög­lich. Den­noch ist die ursprüng­li­che Man­ga-Serie ein Pro­dukt der 1950er-Jah­re und in die­ser Art wohl nicht mehr zeitgemäss.

Die anhal­ten­den Ani­me-Neu­auf­la­gen der Geschich­te zei­gen jedoch, dass Astro Boy als ein­fa­che Hel­den­ge­schich­te offen­bar wei­ter­hin funk­tio­niert. Wie die per­sön­li­che Ant­wort von Osa­mu Tezu­ka nach Fuku­shi­ma aus­ge­fal­len wäre, wer­den wir nie erfah­ren. Er ver­starb am 9. Febru­ar 1989 im Alter von 60 Jah­ren an einer Krebserkrankung.

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