Taiwans Wirtschaftsrivale
Ausgerechnet Südkorea und China wollen ein Freihandelsabkommen unterzeichnen. Das auf dem APEC-Gipfel angekündigte Abkommen zwischen Peking und Seoul kommt in Taipeh gar nicht gut an. Die Exportgüter der beiden ehemaligen Tigerstaaten decken sich zu über 70 Prozent. Mit einem gegenseitigem Handelsvolumen von knapp 100 Milliarden US-Dollar ist das chinesische Festland zudem Taiwans wichtigster Handelspartner.
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Die Regierung in Taipeh schlägt nun Alarm: Südkorea werde dank des Abkommens Taiwan wirtschaftlich weiter hinter sich lassen, zitiert die Nachrichtenagentur CNA das Wirtschaftsministerium.
Die jährlichen Exporte der Insel würden dadurch um 1,35 Prozent – 3,75 Milliarden US-Dollar – fallen, das Bruttoinlandsprodukt um ein halbes Prozent zurückgehen. Das Abkommen zwischen Peking und Seoul würde Taiwans Wirtschaft längerfristig bis zu 21 Milliarden US-Dollar kosten.
Diplomatisch isoliert
Viele Taiwaner schauen schon seit Jahren neidisch nach Korea, das mit seinen Weltkonzernen wie Samsung, LG oder Hyundai international bekannt ist. Taiwan produziert stattdessen noch immer hauptsächlich im Auftrag von ausländischen Unternehmen. Die Insel ist wirtschaftlich inzwischen der letztplatzierte der einstigen Tigerstaaten, und liegt hinter Hongkong, Singapur und Südkorea.
Dank dem Abkommen wird Südkorea das erste Industrieland sein, das neben China auch mit den USA und der EU Freihandelsabkommen unterhält. Taiwan hat wegen seiner diplomatisch isolierten Lage dagegen einen schwierigeren Stand. Für internationale Abkommen ist die Regierung in Taipeh auf den Goodwill Pekings angewiesen.
Taiwans Regierung wolle mit den Zahlen den Bürgern nur Angst machen, sagen dagegen China-kritische Stimmen auf der Insel. Erstens müsse das Abkommen noch durchs koreanische Parlament und zweitens würden die Zölle auf den verschiedenen Exportgütern erst nach und nach abgebaut. Vielmehr versuche Taiwans Regierung mit einem wirtschaftlichen Schreckensszenario die Wähler wieder hinter ihre China-Politik zu scharen.
Taiwaner skeptisch
Wirtschaftliche Abkommen mit China haben in der taiwanischen Bevölkerung derzeit einen schweren Stand. So besetzten taiwanische Studierende während drei Wochen das Parlament und stürmten in einer Nacht gar den Regierungssitz, um ein geplantes Dienstleistungsabkommen zwischen Peking und Taipeh zu stoppen (Asienspiegel berichtete).
China-Kritiker fürchten sich vor einer steigenden wirtschaftlichen Abhängigkeit zu China. Die Regierung in Peking macht ihrerseits keinen Hehl daraus, dass sie die Insel Taiwan über kurz oder lang mit dem chinesischen Festland wiedervereinigen will.
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