Eine Poli­zis­tin begrabscht

Ein Anti-Chikan-Plakat in der Tokioter U-Bahn.
Ein Anti-Chi­kan-Pla­kat in der Tokio­ter U-Bahn. Foto: Asi­en­spie­gel

Seit Jah­ren ver­sucht die Poli­zei dem Pro­blem der sexu­el­len Beläs­ti­gun­gen in den rand­vol­len Zügen Herr zu wer­den. So wur­den bereits vor Jah­ren Wagen­ab­tei­le eigens für Frau­en geschaf­fen, Sicher­heits­leu­te ein­ge­stellt, Kame­ras instal­liert und Warn­pla­ka­te in den Bahn­hö­fen auf­ge­stellt. Laut aktu­el­ler Straf­ver­ord­nung droht den Grab­schern in Japan eine Geld­stra­fe von 500’000 Yen (5’500 Dol­lar) oder bis zu 10 Jah­ren Gefängnis.

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Trotz all die­ser Bemü­hun­gen in den letz­ten zwan­zig Jah­ren trei­ben die Grab­scher, auf Japa­nisch Chi­kan, wei­ter ihr Unwe­sen. Mel­dun­gen über Vor­fäl­le liest man regel­mäs­sig in den japa­ni­schen Medi­en. In einem Fall von die­ser Woche hat sich ein Übel­tä­ter jedoch das fal­sche Opfer ausgewählt.

Eine Poli­zis­tin begrabscht

So ertapp­te eine Frau auf der mor­gend­li­chen Bahn­fahrt zwi­schen Kobe und San­no­miya einen Mann in fla­gran­ti, als die­ser ihr an den Hin­tern fass­te. «Du hast mich begrab­scht!» sag­te die 21-Jäh­ri­ge dem Mann und ergriff des­sen Arm.

Im Bahn­hof San­no­miya über­gab sie den 35-jäh­ri­gen Grab­scher dem Bahn­per­so­nal, wie die Kobe Shim­bun berich­te­te. Wie sich her­aus­stell­te, han­del­te es sich bei der Frau um eine Poli­zis­tin, die gera­de auf dem Weg zu ihrer Mor­gen­schicht war.

Hohe Dun­kel­zif­fer

Pro Jahr wer­den regel­mäs­sig etwas über 1000 Beläs­ti­gun­gen in Zügen gemel­det. Es wird jedoch davon aus­ge­gan­gen, dass die Zahl der Chi­kan-Fäl­le noch viel höher ist. Denn 9 von 10 betrof­fe­nen Frau­en erstat­ten gar nie Anzeige.

Für vie­le ist es zu «müh­se­lig» oder zu «auf­wen­dig», wie Umfra­gen erga­ben (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Vie­le der Betrof­fe­nen flüch­ten zudem vom Tat­ort ohne irgend­ein Wort dar­über zu ver­lie­ren, weil sie «vor Angst nichts sagen konn­ten» oder sich «vor den Kon­se­quen­zen fürchteten».

Aus­ser­dem wer­den in Japan öffent­lich aus­ge­tra­ge­ne Kon­flikt nicht ger­ne gese­hen. Die Beweis­la­ge ist in den voll­ge­stopf­ten Zügen auch nicht immer ein­fach. So kommt es, dass die Hemm­schwel­le für vie­le noto­ri­sche Grab­scher noch immer tief ist.

Schwie­ri­ge Rechtsfälle

Vor vier Jah­ren ver­ur­teil­te ein loka­les Gericht einen 63-jäh­ri­gen Pro­fes­sor wegen Beläs­ti­gung einer jun­gen Frau wäh­rend den Pen­del­zei­ten zu 22 Mona­ten Haft. Das Obers­te Gericht muss­te den Pro­fes­sor aber wie­der frei­spre­chen, da sich die Staats­an­walt­schaft nur auf die Zeu­gen­aus­sa­ge des angeb­li­chen Opfers beru­fen konnte.

Der Film I Just didn’t do it (jap. Sore demo boku wa yat­tenai) aus dem Jahr 2007 hat sich der recht­li­chen Pro­ble­ma­tik des Chi­kan-Phä­no­mens ange­nom­men. Regis­seur Masayu­ki Suo («Shall we dance») dreh­te dabei den Spiess um und por­trä­tier­te einen zu Unrecht wegen Grab­schens beschul­dig­ten Mann. Auch sol­che Fäl­le gibt es.

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