Kein Geld für einen Anzug
Ein schicker Anzug ist der Mindeststandard für ein erfolgreiches Job-Interview. Er ist die Vorbedingung, überhaupt in den Kreis der «Gesellschafts-Menschen» (shakaijin), so nennen sich die arbeitstätigen Japaner, aufgenommen zu werden. Doch vielen jungen Menschen fehlt es in der Wirtschaftskrise am nötigen Kleingeld für einen Anzug.
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Aufgefallen ist dieses neue Phänomen dem staatlichen Nonprofit-Projekt «Support Station», das sich mit Weiterbildungskursen um arbeitslose Jugendliche kümmert. Auffallend viele Teilnehmer fehlten jeweils dann, wenn ein simuliertes Vorstellungsgespräch anstand. Der Grund: Es fehlte die richtige Kleidung, um an diesem Kurs teilzunehmen. Ein Anzug inklusiv Schuhe kann in Japan schnell einmal mehr als 250 Euro kosten. Für Frauen wird es meistens noch teurer.
Der Leih-Anzug
Nun hat dasselbe Projekt die Aktion «Sodateage Net » (das Grosszieh-Netzwerk) ins Leben gerufen. Ziel ist es bis Ende Jahr im ganzen Land rund 1000 gebrauchte Anzüge für Männer wie auch für Frauen einzusammeln. Sollte dies gelingen, werden an 92 verschiedenen Orten in Japan Anzüge an die Jobsuchenden ausgeliehen. Kei Kudo von «Sodateage Net» bezeichnet dieses Projekt gegenüber der Asahi Shimbun als «eine soziale Investition» in die Zukunft.
Kudo sieht das Problem aber auch bei den Arbeitgebern: «Wenn junge Menschen so ganz ohne Anzug bei einem Vorstellungsgespräch auftauchen, denkt der Arbeitgeber schnell einmal, dass es dieser Person an der richtigen sozialen Einstellung fehlt. Es würde ihm nie in den Sinn kommen, dass es dem jungen Jobsuchenden am nötigen Kleingeld fehlen könnte.»
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