Der Streit um die richtige Haarpflege
Preisgünstige Friseurladen, die ihre Kunden innert 10 Minuten für 1000 Yen (8 Euro) die Haare schneiden, haben spätestens seit der Wirtschaftskrise in Japan Hochkonjunktur. Der Haken daran: Die Haare waschen muss man zuhause. Ein Waschbecken gibt es selten. Stattdessen sorgt ein Vakuumschlauch für die Entfernung der geschnittenen Haarreste auf dem Haupt.
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Den Kunden die Haare zu waschen, wäre ein zusätzlicher Kostenaufwand, argumentieren die Billigfriseure. Nun geraten die Discounter in einigen Präfekturen in Konflikt mit den Lokalregierungen. Die Hygiene sei damit nur ungenügend gewährleistet, heisst es von staatlicher Seite. Bereits gibt es in 19 Präfekturen Verordnungen, welche die Friseursalons dazu veranlassen zwingend ein Waschbecken zu installieren.
Andere Präfekturen wollen nachziehen. Dazu gehört die Miyagi-Präfektur, wo es beispielsweise 75 dieser Discount-Salons gibt. Die meisten davon haben kein Waschbecken und verlassen sich gänzlich auf den Vakuumschlauch. Da jener aber nicht alle geschnittenen Haare vom Kopf entfernt, wird den Kunden empfohlen, die Haare möglichst schnell selbst zu waschen.
Geteilte Meinungen
Nun haben der Verband der Friseure und andere besorgte Organisationen eine Petition gegen diese Praktik eingereicht. Verbandvorsteher Tsuneo Hino sieht dabei die Hygiene als wichtigstes Argument: «Gerade in Zeiten wo sich die Menschen um die Schweinegrippe-Pandemie sorgen, geht es bei einer solchen Angelegenheit um unsere Glaubwürdigkeit», erklärt er der Yomiuri Shimbun. Laut Umfragen unterstützt ein Grossteil der Menschen in Miyagi das Vorhaben.
QB Net Co, eine grössere Billigfriseurkette aus Tokio, spricht sich gegen solche Verordnungen aus und glaubt nicht, dass es hier wirklich um Gesundheitsstandards geht: «Wir sterilisieren den Mund des Vakuumschlauchs nach jeder Nutzung. Wir halten die uns vorgesetzten Hygienestandards pflichtbewusst ein. Daher möchten wir wissen, was die wahren Beweggründe hinter diesen Verordnungen sind», erklärt ein Pressesprecher der Kette.
Mit einem Waschbecken-Zwang sei der billige Preis in Gefahr, da ein Waschgang viel Zeit in Anspruch nehme. Dies sei gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein unnötiger Druck der Lokalregierungen.
Es geht auch ohne
Doch nicht in allen Regionen hat sich eine entsprechende Verordnung durchgesetzt. So hat man in Iwate, Chiba, Osaka und weiteren 5 Präfekturen herausgefunden, dass sowohl die Discounter wie auch die normalen Friseursalons die Scheren und Kämme regelkonform nach jeder Nutzung sterilisieren und damit die Hauptgefahr für Krankheitsübertragungen gebannt sei. Ein Waschbecken sei nicht unbedingt notwendig.
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