Die Rente fürs Glücksspiel
Pachinko ist das beliebteste Glücksspiel in Japan. Jährlich geben die Japaner rund 190 Milliarden Euro dafür aus. Schätzungsweise 34’000 Berufsspieler gibt es. Rund 1 Million Japaner gelten als süchtig. Doch die goldenen Zeiten in den lärmigen Spielhallen sind schon lange vorbei. Laut dem Japan Productivity Center, das die wirtschaftliche Entwicklung Japans im Auge behält, ist der landesweite Pachinko-Umsatz seit 1995 um 70 Prozent gesunken. Heute ist die Zahl der Spielhallen auf rund 12’600 gefallen. Noch vor wenigen Jahren sprach man von 16’000.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Beim Pachinko versucht der Spieler mit einem Spezialdreher kleine Metallkugeln in einem Automaten in die richtigen Löcher zu lenken, um noch mehr Metallkugeln zu generieren und damit seinen Gewinn zu erhöhen. Gewinnen kann man offiziell nur Sachpreise. Umgangen wird das Verbot für Geldgewinne, indem in unmittelbarer Umgebung einer Pachinko-Spielhalle die Preise diskret in Bargeld umgetauscht werden können.
Die treusten Kunden
Das Glücksspiel erlebte seinen Boom in der Nachkriegsphase. Diese Kunden von damals sind den Pachinko-Spielhallen bis heute geblieben. Im Jahr 2009 waren 4,3 Millionen Pachinko-Besucher über 60 Jahre alt. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor 10 Jahren.
Insgesamt machen die japanischen Pensionäre rund 25 Prozent der Kundschaft aus. Wenn der Staat die Rentengelder an die Senioren überweist, steigen die Einnahmen in der Pachinko-Branche jeweils um 30 Prozent an.
Mit 1 Yen zum Glücksspiel
Die Pachinko-Industrie weiss um ihre treue Kundschaft. «Die Senioren haben mehr verfügbares Einkommen als die junge Menschen in ihren 20ern und 30ern. Daher sind sie unsere wichtigste Zielgruppe», sagt der Präsident einer Beratungsfirma für Pachinko-Betreiber gegenüber der Asahi Shimbun.
Mit Tiefstpreisangeboten, bei denen man bereits mit 1 Yen starten kann, locken die Pachinko-Besitzer ihre ältere Kundschaft in ihre Spielhallen. «So kann man mit wenig Einsatz länger spielen. Das ist besonders beliebt unter den Senioren», erklärt der Präsident der Beratungsfirma weiter.
Ein gefährliches Hobby
Aus Langeweile verbringen die Pensionäre Stunden vor den ratternden Maschinen. Dabei verspielen sie nicht selten ihr Erspartes. Bereits gibt es Anlaufstellen für ältere Pachinko-Süchtige. So berichtet eine solche Organisation in der Stadt Kumamoto von einem 70-Jährigen, der sich wegen des Glücksspiels um 30’000 Euro verschuldete.
«Für manche Pensionäre ist Pachinko das einzige Hobby. Oft realisieren sie gar nicht, dass sie süchtig nach dem Glücksspiel sind», sagt der 74-jährige Yoichi Yoshida von der Organisation aus Kumamoto im Gespräch mit der Asahi Shimbun.
Ein soziales Problem
Taizo Kato, Professor an der Tokioter Universität Waseda, glaubt, dass die Pachinko-Sucht unter Senioren zu einem grossen sozialen Problem werden könnte. Denn hier gebe eine Generation, die ihr Leben der Arbeit gewidmet hat, ihr ganzes Erspartes am Glücksspielautomaten aus. Die sei die Konsequenz daraus, dass diese Menschen während ihres Berufslebens nicht einmal die Zeit hatten, um über ihre Selbstverwirklichung nachdenken zu können.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken