Wohin mit Chiang Kai-shek?
Vergangene Woche besuchte Taiwans Präsident das Mausoleum von Chiang Kai-shek zu dessen 37. Todestag, meldet die Nachrichtenagentur CNA. Begleitet wurde er unter anderem vom zukünftigen Vize-präsidenten Wu Den-yih und dem Vize-Vorsitzenden der Regierungspartei Kuomintang, John Chiang, Chiang Kai-Sheks Enkel.
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Als Chiang im Jahr 1975 starb wurde er nicht etwa begraben, sondern in einen schwarzen Marmorsarkophag gelegt. Endgültig bestattet – so Chiangs Wunsch – sollte er in seiner Heimat werden, der südostchinesischen Provinz Zhejiang. Nachdem die Kuomintang-Truppen den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten vor über 60 Jahren verloren, ist Chiangs «Republik China» auf Taiwan beschränkt. Seine Vision, das Festland zurück zu erobern, konnte er nie verwirklichen.
Auch der Leichnam seines Sohnes und Nachfolgers Chiang Ching-kuo, der 1988 starb, liegt in einem Sarkophag. Die Mausoleen der beiden liegen nicht weit voneinander entfernt im Landkreis Taoyuan in Nordtaiwan.
Zwei leer stehende Grabstätten
Zu Chiang Kai-sheks Todestag, der sich am letzten Donnerstag jährte, kam die Diskussion wieder auf, ob man die sterblichen Überreste nicht doch in Taiwan bestatten könnte. Auf einem Militärfriedhof stehen für die beiden seit sechs Jahren zwei Gräber bereit.
Ein Parlamentarier der Oppositionspartei DPP forderte die Kuomintang auf, die Angelegenheit möglichst bald zu lösen, berichtet die chinesischsprachige Abendzeitung United Evening News. Die zwei Grabstätten auf dem Militärfriedhof wären extra für die beiden Präsidenten errichtet worden, und würden nun leer stehen. Das Verteidigungsministerium verwies auf das Innenministerium, das dies zusammen mit Chiangs Nachkommen regeln sollte.
Chiang Kai-sheks Enkel und Chiang Ching-kuos Sohn, John Chiang äusserte sich in einem Interview mit der Zeitung nicht direkt zu den Forderungen des DPP-Abgeordneten. Auf die Frage, ob man die Überreste nicht – wie gewünscht – auf dem Festland bestatten könnte, sagte Chiang, dass die Zeit dafür noch nicht reif genug sei. Die beiden Seiten der Taiwanstrasse haben zwar ihre Beziehungen in den letzten Jahren stark verbessert, politische Gespräche wurden aber bisher ausgeklammert.
Aus dem Alltag verschwunden
In Taiwans Alltag spielt Chiang Kai-Shek keine grosse Rolle mehr, zwar prangt sein Konterfei nach wie vor auf Geldmünzen, Statuten des Diktators auf öffentlichen Plätzen wurden aber schon einige entfernt, auch der grösste Flughafen der Insel ist nicht mehr nach Chiang benannt und der Platz vor Chiangs Gedenkhalle heisst jetzt offiziell Freiheitsplatz.
Die jetzige Oppositionspartei DPP benannte vor 5 Jahren auch das Gebäude selbst zur Demokratiehalle um. Nach ihrer Rückkehr an die Macht hängte die Kuomintang das Schild mit Chiangs Namen jedoch wieder auf.
Während die DPP Chiang Kai-shek äusserst kritisch sieht, verteidigt die Regierungspartei dessen Erbe. Mehrere Jahrzehnte führte Chiang Taiwan mit eiserner Faust, kritische Stimmen wurden dabei brutal unterdrückt. 1987 hob sein Sohn und Nachfolger schliesslich das Kriegsrecht auf, und machte somit den Weg frei für den Demokratisierungprozess der Insel.
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