Die Pistole aus dem Drucker

Die Technologie der 3D-Drucker sind daran, unsere Welt komplett zu verändern. Traditionelle Produktionsverfahren, wie sie uns bisher bekannt waren, könnten schon bald überholt sein. Firmen wie MakerBot haben den 3D-Drucker auch für Privatkunden erschwinglich gemacht. Auf den Kunden zugeschnittene Produkte anstatt Massenware könnten schon bald zum Mainstream werden. Der Netflix-Dokumentarfilm Print the Legend zeigt diese industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts, die bereits im vollen Gange ist, eindrücklich auf.
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Wie so oft bei aufkommenden Technologien stellt auch der 3D-Drucker Gesellschaft und Politik vor neue Herausforderungen. Das bekannteste Beispiel ist der Amerikaner Cody Wilson, der als Erster eine funktionierende Pistole mit einem 3D-Drucker herstellte und die Designpläne im Internet veröffentlichte. Auch wenn die Behörden gegen Wilsons Aktionen ankämpfen, versucht dieser bis heute alle erdenklichen Schwachstellen des US-Waffenrechts auszunützen, wie Wired detailliert ausführt.
Funktionsfähige Pistolen
Auch in Japan hat ein ehemaliger Angestellter des Shonan Institute of Technology in der Präfektur Kanagawa mit seinem 3D-Drucker Pistolen hergestellt. Seine Erfindungen stellte er auf Youtube, worauf die Polizei auf ihn aufmerksam wurde und ihn verhaftete.
Wie sich herausstellte, waren zwei Plastik-Pistolen aus dem 3D-Drucker so gut hergestellt, das sein Besitzer damit jemanden hätte töten oder verletzen können. Das Gericht hat aufgrund dieser Sachlage den 28-jährigen Angeschuldigten wegen Verstosses gegen das Waffengesetz in erster Instanz zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, wie NHK News berichtet.
Der Verurteilte will Berufung einlegen. Er argumentierte während des Prozesses, dass er im Pistolenlauf eine Aluminiumplatte angelegt habe, die eine Anwendung verunmögliche. Ausserdem sei er sich nicht bewusst gewesen, dass der 3D-Druck einer Schusswaffe illegal sei. Das Gericht wies diese Punkte zurück. Die Platten seien einfach zu entfernen. Der 28-Jährige habe mit seiner Aktion das Waffengesetz aushöhlen wollen, so der Richter.
Weltweit strengstes Waffengesetz
Im Gegensatz zu den USA gibt es im japanischen Waffengesetz kaum Schlupflöcher. Denn der Besitz von Schusswaffen ist im Inselstaat generell untersagt. Ja selbst die Polizei scheut den Gebrauch von Schusswaffen. Der Polizeistock bleibt das bevorzugte Arbeitsgerät.
Einzig für Sportwaffen wird eine Ausnahme gemacht, doch deren Vorschriften wurden vor drei Jahren noch einmal verschärft (Asienspiegel berichtete). Um eine solche erwerben zu können, muss der potentielle Käufer eine psychologisch Untersuchung über sich ergehen lassen. Zudem benötigt der Bewerber eines Waffenscheins die Einwilligung der Polizei, die das Strafregister des Betroffenen untersucht.
Der Besitzer ist auch gezwungen, seine Waffe in einem sicheren Tresor zu verschliessen, getrennt von der Munition. Der genaue Ort der Aufbewahrung muss der Polizei anhand einer Wohnungskarte mitgeteilt werden. Jeglicher Kauf von Munition muss der Waffenhändler bei der Polizei registrieren lassen. Diese strenge Vorgehensweise bei Schusswaffen ist in Japan historisch begründet (Asienspiegel berichtete).
Der aktuelle Präzedenzfall hat nun gezeigt, dass es auch für funktionsfähige 3D-Drucker-Pistolen in Japan wenig Spielraum gibt.
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