Das Olympiastadion ohne Dach?

Das altehrwürdige National Stadium, in dem 1964 die olympischen Spiele stattfanden ist endgültig Geschichte. Der Abriss der 1958 erbauten Stätte wurde letzte Woche abgeschlossen. An gleicher Stelle soll nun das neue Stadion für die Olympischen Sommerspiele 2020 errichtet werden.
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Geplant war ein architektonischer Wurf von der britischen Stararchitektin Zaha Hadid (Asienspiegel berichtete). Mit dem futuristischen Stadiondesign, das ein verschiebbares, elegantes Dach sowie 80’000 Zuschauerplätze bieten würde, machte Tokio Werbung. Ursprüngliche budgetierte man für das Olympische Stadion 130 Milliarden Yen (957 Mio Euro). Doch in der Planungsphase wuchsen die prognostizierten Kosten auf 300 Milliarden Yen (rund 2,2 Mia Euro) an. Trotzdem hielt man am geplanten Bau des neuen Wahrzeichens fest.
Fast zwei Jahre nach dem Zuschlag (Asienspiegel berichtete) für die Spiele 2020 ist jedoch Ernüchterung eingekehrt. Nach öffentlichen Kritik an den hohen Kosten reagierten Politiker und Organisatoren. Es musste eine billigere Version her. Zaha Hadid gestaltete letzten Sommer den Entwurf zwecks «Budgetoptimierung» in der Folge um. Das Stadion wirkt nun wesentlich kleiner, auch wenn die Grundformen mit dem kurvigen, weissen Dach, erhalten geblieben sind (siehe Illustration oben). Neu soll der Bau noch 169 Milliarden Yen (rund 1,2 Mia Euro) kosten.
Vom alten Stadion bleibt nicht mehr viel übrig:
Die alte und die neue Stätte für die Sommerspiele 2020:
Weg mit dem Dach
Nun folgt der nächste Rückschlag für Hadids Bau. So hat Japans Sport- und Bildungsminister Hakubun Shimomura an einer Pressekonferenz diese Woche vorgeschlagen, das Dach komplett wegzulassen sowie 35 Prozent der 80’000 Sitzplätze nur temporär anzulegen. Damit will Shimomura weiter Kosten sparen. Die steigenden Preise sowie die hohe Nachfrage in der Baubranche (Asienspiegel berichtete) bereiten den Organisatoren schon jetzt Kopfzerbrechen. Der Sportminister forderte weiter, dass die Stadt Tokio den Stadionbau mit rund 50 Milliarden Yen mitfinanzieren soll.
Gleichzeitig rechtfertigte Shimomura seinen Vorschlag mit der knappen Zeit. Da das Nationalstadion auch als Spielstätte für die Rugby-Weltmeisterschaften im September 2019 dienen wird, bleibe keine Zeit für den Bau des Stadtiondachs, zitiert ihn die Asahi Shimbun.
Kritisierter Bau
Wie Tokios Gouverneur Yoichi Masuzoe auf die neuen Pläne reagieren wird, ist noch unklar. Dieser versrpach nach seinem Amtsantritt im letzten Jahr, die Kosten für den Bau der Spielstätten so gut wie möglich zu reduzieren. Eine weitere Neugestaltung der Stadionpläne scheint also wahrscheinlich. Die Planung sieht derzeit vor, im Oktober mit dem Bau zu beginnen. Im März 2019 soll das neue Stadion schliesslich fertig gestellt sein.
Zaha Hadids Entwürfe kamen in den letzten Jahren von japanischen Architekten und Bürgerbewegungen unter Beschuss. Es sei zu gross, zu teuer und passe nicht in die Umgebung, so die allgemeine Kritik. Es gab aber auch Lob, wie von Star-Architekt Tadao Ando, der Hadids Stadion als eine Vision für die Wiedergeburt Japans beschrieb (Asienspiegel berichtete).
Die Vision der Kritiker, das ursprüngliche Nationalstadion zu erhalten, hat sich mit dem Abriss derweil in Luft aufgelöst. 2020 wird in jedem Fall an dieser Stätte ein Neubau stehen. Wie dieser jedoch am Ende aussehen wird, ist unklarer denn je.
Update, 28. Juni 2015
Japan hat nun doch enstschieden, dass Stadion nach den ursprünglichen Plänen von Hadid zu bauen, also mit Dach. Man werde doch noch rechtzeitig fertig bis 2019, heisst es nun. Neue Änderungen hätten nur noch zu weiteren Verzögerungen geführt. Baubeginn ist Oktober. Noch ist aber die Frage der Finanzierung nicht abschliessend geklärt. Es wird mit Kosten von rund 2 Milliarden Dollar gerechnet. Neben dem Staat und der Präfektur Tokio sollen auch private Sponsoren die Kosten tragen.
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