Die 4-Tage-Woche

Bewusst nur 60 oder 80 Prozent zu arbeiten, ist für viele japanische Arbeitnehmer noch immer ein Konzept, das sie schlichtweg nicht kennen. In Japan hat man als Festangestellter mindestens 100 Prozent zu arbeiten. Überstunden sind eine Selbstverständlichkeit, für den Arbeitgeber hat man stets präsent zu sein. So in etwa lässt sich das japanische Arbeitsethos beschreiben.
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Yahoo Japan stellt diese klassische Arbeitsweise nun in Frage. Das Internetunternehmen will neue Wege beschreiten. Laut der Asahi Shimbun prüft es, in den kommenden Jahren für seine 5800 Angestellten schrittweise eine 4-Tages-Woche einzuführen. Oder anders ausgedrückt: 3 anstatt 2 Freitage pro Woche sollen zur Norm werden.
Home-Office und Shinkansen
Ausserdem will Yahoo Japan, ab Oktober seinen Mitarbeitern erlauben, bis zu 5 Tage im Monate zuhause zu arbeiten. Bislang war dies während 2 Tagen möglich. Darüberhinaus will sich das Unternehmen mit bis zu 150’000 Yen (1320 Euro) pro Monat an den Pendelkosten eines Angestellten beteiligen.
Dies eröffnet den Mitarbeitern die Möglichkeit, mit dem Shinkansen von weit her zur Arbeit zu fahren. Der Zwang, in die überfüllten Stadt und Vororte zu ziehen, könnte somit für viele wegfallen. Ein Leben auf dem Land wird zu einer attraktiven Option. Gleichzeitig sollen Leute, die in einem Umkreis von 10 Kilometern zum Arbeitsort leben, einen fixen Fahrradabstellplatz am Firmensitz erhalten.
Mehr Flexibilität
Mit diesen unterschiedlichen Massnahmen für eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung soll verhindert werden, dass Angestellte ihren Job kündigen, weil sie Familien- und Arbeitspflichten nicht mehr unter einen Hut bringen. Denn oft ist es so, dass Frauen ihre Stelle aufgeben, wenn sie Kinder bekommen oder sich plötzlich um einen pflegebedürftigen Elternteil kümmern müssen. Wie sich diese Massnahme auf die Lohngestaltung auswirkt, bleibt noch unklar.
Im Gegensatz zum ehemaligen amerikanischen Mutterunternehmen ist Yahoo Japan eine Erfolgsgeschichte. Das Telekomunternehmens Softbank hält die Aktienmehrheit. Sein Besitzer, der Milliardär Masayoshi Son, passte Yahoo gezielt an die japanischen Eigenheiten an und verwandelte es so zu einem führenden Such- und Informationsportal (Asienspiegel berichtete).
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