Die perfekte Ordnung auf dem Bahnsteig

Japans Bahnbetrieb ist eine gut geölte Maschinerie. Täglich benutzen Millionen von Passagieren die teilweise riesigen Bahnhöfe und trotzdem haben selbst Touristen nie das Gefühl, im Chaos zu versinken. Einen essenziellen Beitrag dazu leisten die Bodenmarkierungen auf den Bahnsteigen. Sie weisen an, wo man genau zu warten hat. Bei einem Shinkansen oder einem Expresszug findet man darauf auch die Wagennummer oder den Wagentyp («reserviert» oder «nicht-reserviert»).
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Dieses System stellt sicher, dass ein stressfreies Ein- und Aussteigen im Nu erledigt ist. Nur so gelingt es den Bahnbetreibern den derart eng getakteten Fahrplan zuverlässig am Laufen zu halten. In den Morgen- und Abendstunden entsteht zeitweise eine perfekt geordnete Formation wartender Passagiere auf den Bahnsteigen, von der man in europäischen Bahnhöfen nur träumen kann.
Zur Perfektion getriebene Bodenmarkierungen

Es gibt aber auch Stationen, die die Grenzen dieses Systems regelrecht ausreizen. Im Bahnhof Shinagawa hat man aus dem Bahnsteigboden ein mehrfarbiges Kunstwerk gemacht, mit dem bis ins letzte Detail die Warteschlangen für die jeweiligen Züge organisiert werden.

Es sind zur Perfektion getriebene Bodenmarkierungen, wie ich sie sonst an keinem anderen Ort in Japan gesehen habe. Nicht nur Touristen verlieren bei so viel Detailreichtum die Übersicht.
Zu viel Informationen

Auch im ländlichen Bahnhof Nagiso in der Präfektur Nagano sorgen die Bodenmarkierungen für mehr Verwirrung als Ordnung. Auf dem Bahnsteig findet man am selben Ort gleich vier Markierungen für den Limited-Express-Zug Shinano. Denn je nach Länge des Zuges hält an dieser Stelle eine unterschiedliche Wagennummer.
So stehen von links nach rechts zusammengefasst folgende Informationen geschrieben: «Im Falle einer 6-Wagen-Komposition hält hier der nicht-reservierte Wagen Nummer 5», «Im Falle einer 4-Wagen-Komposition hält hier der reservierte Wagen Nummer 3», «Im Falle einer 10-Wagen-Komposition hält hier der reservierte Wagen Nummer 6» und «Im Falle einer 8-Wagen-Komposition hält hier der reservierte Wagen Nummer 4». Alles klar?
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