Eine Belästigung ohne Folgen
Mit einer als Kugelschreiber getarnten Mikrokamera fotografierte ein 34-jähriger Passagier am 10. September auf einem Inlandflug der JAL von Takamatsu nach Tokio unter den Rock einer Flugbegleiterin. Er wurde auf frischer Tat ertappt und bis zur Landung in Handschellen gelegt, wo in die Polizei in Empfang nahm.
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Der Täter war sofort geständig. Er habe gerne Uniformen, soll er der Polizei sein Vorgehen begründet haben. Auf seinem PC fanden die Ermittler noch weitere heimliche Fotos von Flugbegleiterinnen. Trotz allem liessen ihn die Behörden ohne Anklage frei, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Eine Gesetzeslücke macht dies möglich.
Wo hat die Tat stattgefunden?
Die Staatsanwaltschaft konnte schlichtweg nicht eruieren, über welcher Präfektur der Passagier die heimliche Aufnahme machte. Denn das Gesetz in Japan will es, dass Belästigungen gemäss den Verordnungen der betroffenen Präfektur untersucht werden müssen. Dafür muss der Tatort des Verbrechens genau lokalisiert werden.
Die Tokioter Polizei hielt gemäss einer ersten Augenzeugen- und Flugroutenanalyse die Präfektur Hyogo für rechtlich zuständig. Die Staatsanwaltschaft konnte jedoch die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass das Foto über den Präfekturen Kyoto oder Osaka geschossen wurde, da keiner der Augenzeugen zum Tatzeitpunkt auf die Uhr geschaut habe. Weder Ort noch Zeit konnten damit einwandfrei juristisch bewiesen werden.
Der Fall wurde in der Folge fallen- und der geständige Täter ohne Anklage freigelassen. Gemäss der Sankei Shimbun handelt es sich hierbei um einen Präzedenzfall. Die Hauptstadt-Polizei fordert nun eine Gesetzesanpassung, die es ihr erlaubt gegen Fälle von heimlichen Aufnahmen im Flugzeug effizienter vorgehen zu können.
Über 1000 Beanstandungen
In Japan wird seit einigen Jahren verstärkt gegen sexuelle Belästigungen vorgegangen. In den japanischen Medien erscheinen regelmässig Berichte über Festnahmen von mutmasslichen Grabschern. Gerade in den randvollen Zügen treiben die Täter ihr Unwesen.
Alleine in Tokio werden jährlich über 1000 Beanstandungen gezählt. Die Dunkelziffer ist um einiges höher (Asienspiegel berichtete). Im Gegensatz zu Flügen ist eine Lokalisierung des Tatortes während einer Pendelfahrt im Zug jedoch um einiges einfacher.
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