Liebesverbot für Popstars
AKB48 ist der Traum vieler Mädchen in Japan. Die von Yasushi Akimoto gegründete Girlband ist zu einer gigantischen Marketing-Maschinerie mit Millionenumsätzen und zu einer Repräsentantin der Popkultur ihres Landes herangewachsen. Über 200 Millionen Platten haben die Damen, die aus 3 Teams bestehen, verkauft.
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Wer es in diese Girlband mit über 60 Mitgliedern geschafft, dem ist der Ruhm gewiss (Asienspiegel berichtete). Dass zu diesem Leben im Rampenlicht auch Schattenseiten gehören, ist hinlänglich bekannt. Im Fall des Retortenprojekts AKB48 nimmt dies jedoch zuweilen groteske Züge an.
Keine Dates, kein Freund
Die Imagepflege von AKB48 ist ein zentrales Element des Erfolgs. Die jungen Frauen sollen süss und unschuldig wirken. Sie sind der wahr gewordene Traum vieler Teenager. Das oberste Gebot für die Bandmitglieder lautet daher: keine Dates, kein Freund.
Jegliche Liebesbeziehung sind strikte untersagt. Die Frauen «gehören» den Fans. Wird gegen diese eiserne Regel verstossen, ist der Rauswurf aus der Band gewiss, was auch immer wieder vorkommt. Bei AKB48 herrscht ein reges Kommen und Gehen. Doch im jüngsten «Skandal» hat alles eine andere Entwicklung genommen.
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Die 20-jährige Minami Minegishi ist eine der wenigen Personen, die seit der Gründung der Band im Jahr 2005 noch dabei ist. Nun veröffentliche das Wochenmagazin Shukan Bunshun ein Foto, wie Minegishi eines Morgens aus der Wohnung ihres Freundes, ein Mitglied der Boyband Generations, schlich.
Ein verstörender Akt der Reue
Damit war für das Management eine wichtige Regel gebrochen. Als Strafe degradierte es am Folgetag Minegishi zum «Praktikantenstatus». Es ist eine Versetzung zur Nebenrolle im grossen Staff der Girlband. Anstatt einfach die Band nach 7 Jahren zu verlassen, entschloss sich die 20-Jährige jedoch zu einem verstörenden Akt der Reue.
In einem vierminütigen Youtube-Video auf dem offiziellen Band-Kanal entschuldigte sich Minegishi mit kurz geschorenen Haaren und Tränen in den Augen für ihr Verhalten: «Als älteres Mitglied der Band muss ich ein Vorbild für andere sein.» Sie habe sich unreif benommen. «Mein Verhalten ist daher unentschuldbar», meinte sie weiter. Sie wolle unbedingt ein Mitglied der Band AKB48 bleiben.
Das Video verfehlte seine Wirkung nicht. Fast 6 Millionen Mal wurde das Video in nur zwei Tagen angeklickt.
Eine Grenze überschritten?
In Japan kann das Rasieren des Köpfen als Zeichen des Neustarts verstanden werden, oder aber auch als Akt der Reue. Im Westen wirken solche Bilder derweil demütigend und wecken unangenehme Erinnerungen an vergangene Zeiten.
Aber auch in Japan hat das Video von Minegishi auf Twitter eine rege Debatte ausgelöst, auch wenn der übliche Spott überwiegen mag. Die Anwältin Hifumi Okunuki hat diese Methoden von AKB48 schon vor dem Fall Minegishi in der Japan Times hinterfragt. Gemäss ihres Erachtens verstösst das Liebesverbot gegen das japanische Arbeitsgesetz. Kein Manager habe das Recht, einem Bandmitglied das Liebesleben zu entziehen.
Die Antwort des Managements
Das Management von AKB48 hat derweil auf die von der Öffentlichkeit herangetragenen Vorwürfe in einem Blog reagiert. Die Kopfrasur sei auf Minegishis eigenen Wunsch geschehen. Sie habe sich in dieser Form direkt bei den Fans entschuldigen wollen. Es habe vom Management her keine Notwendigkeit für solche eine Aktion bestanden. Das Youtube-Video wurde zudem am 2. Februar vom Netz genommen.
Um wirklich frei leben und lieben zu können, sollten die Mitglieder von AKB48 wohl den Rat von Hifumi Okunuki zu Herzen nehmen: «Gründet eine Gewerkschaft!»
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