Ein Pendel auf dem Wolkenkratzer
Zwar gelten Japans Hochhäuser als äusserst erdbebensicher, dennoch ist es nicht angenehm starke Erschütterungen im 10. Stock zu erleben. Die Schwankungen, denen das Hochhaus ausgesetzt ist, sind oft erheblich. Viele Menschen beklagen in den Tagen danach ähnlich der Seekrankheit Schwindelgefühle und Desorientierung.
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Gerade nach dem grossen Erdbeben vom 11. März 2011 beklagten sich viele über diese Symptome. «Jishinyoi» nennen die Japaner dieses Phänomen, die «Erdbeben-Trunkenheit».(Asienspiegel berichtete). Auch Taifune können Wolkenkratzer ähnlich stark zum Schwanken bringen und entsprechendes Unwohlsein bei den Betroffenen hervorrufen.
Der Schwingungsdämpfer
Ein sogenannter Schwingungsdämpfer bringt Abhilfe. Dies ist nichts anderes als ein Pendel in Form einer mehreren Tonnen schweren Gewichts. In den obersten Etagen eines Wolkenkratzers installiert, sorgt es dafür, die Gebäudeschwingungen bei Erdbeben und starken Winden dämpft.
Die Kugel pendelt dabei in die entgegengesetzte Richtung der seismischen Bewegung. Damit wird Energie absorbiert und das schwankende Gebäude ausbalanciert. Diese Technologie gehört inzwischen zum Standard in allen modernen Wolkenkratzern und Hängebrücken. Der Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt, besitzt gleich 11 solcher Schwingungsdämpfer.
Im 508 Meter hohen Taipei-101-Wolkenkratzer in der taiwanischen Hauptstadt existiert derweil das weltweit grösste Pendel. Eine 660 Tonnen schwere Kugel zwischen dem 87. und 92. Stock sorgt hier für die Balance bei grösseren Erschütterungen. Die maximal auftretenden Schwankungen werden damit um 50 Prozent reduziert.
Eine Lösung für alle Hochhäuser
Noch lange nicht alle Hochhäuser verfügen jedoch über diese ausgefeilte Technologie. Nun bieten zwei japanische Firmen eine Lösung an, bei der sich auch ältere Gebäude damit ausrüsten lassen. Der Bauprojektentwickler Mitsui Fudosan und die Baufirma Kajima Corp haben laut der Kensetsu News ein Schwingungsdämpfer entwickelt, der sich ganz einfach auf dem Dach eines Hochhauses installieren lässt.
Ein tonnenschweres Stahlpendel sorgt dabei für das Gleichgewicht des Gebäudes bei Erschütterungen. Die Schwingungen können damit laut den Herstellern selbst bei einer Magnitudenstärke 9 um bis 60 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig wird auch die fühlbare Zeit der Vibrationen verringert.
Japans grösste Vorrichtung
Auf dem 55-stöckigen Mitsui Building im Tokioter Stadtteil Shinjuku wird nun die erste Vorrichtung dieser Art in Japan angebracht. Gleich sechs Pendel mit einem Einzelgewicht von je 300 Tonnen werden bis im April 2015 auf dem Dach installiert. Die 1800 Tonnen entsprechen 3 Prozent des Gesamtgewichts des Gebäudes. 5 Milliarden Yen (38 Millionen Euro) kostet das Vorhaben.
Die Betreiber des Hochhauses, das 1974 erbaut wurde, hoffen damit für das nächste Erdbeben gerüstet zu sein, wie er gegenüber der Nikkei Shimbun ausführt. Die Erschütterungen vom 11. März 2011 steckt den Betroffenen offenbar noch tief in den Knochen. Das Mitsui Building blieb zwar unversehrt, dennoch waren die Gebäudeschwankung damals erheblich.
Man wolle mit der neuen Installation die Erdbebensicherheit noch einmal verbessern. Ausserdem gehe es darum, dass man den Betrieb auch nach einer Naturkatastrophe aufrechterhalten könne.
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