Im Land des Heuschnupfens
Nicht alle können die viel gepriesene Schönheit des japanischen Frühlings geniessen. So leiden rund 30 Prozent der Japaner an einer Pollen-Allergie. Ein Übeltäter ist die immense Pollenproduktion der Zeder, die stolze 20 Prozent des Waldbestandes in Japan ausmacht. Lange Zeit waren die Japaner immun gegen diese Baumart. Der erste Allergiefall wurde erst 1963 offiziell aufgezeichnet.
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Laut einer These von Professor Koichiro Fujita vom Tokyo Dental College ist ein fehlender Bandwurm schuld an dieser Misere (Asienspiegel berichtete). Während Jahrhunderten soll ein Bandwurm, die Menschen vor Zedern- und Zypressenpollen immun gemacht haben. Durch die Hygienemassnahmen sei dieser jedoch spätestens in den 1960er-Jahren ausgestorben und machte damit den Weg frei für die Verbreitung des Heuschnupfens.
Erste Zedern-Pollen
Und bereits hat das Umweltministerium eine Zedernpollen-Konzentration im Raum Tokio gemessen. Das ist fünf Tage früher als im Durchschnitt. Das Ministerium rechnet damit, dass die diesjährige Pollenansammlung doppelt so hoch sein wird wie im letzten Jahr. Eine Pollen-Karte hält die Bevölkerung stets auf dem Laufenden.
Die weit verbreitete Heuschschnupfen-Allergie hat eine ganze Industrie erschaffen. Speziell angefertigte Hygiemasken, Brillen, Hüte, Pollen abweisende Kleider, Heuschnupfen-Medikamente und wohltuende Lebensmittel verkaufen sich in den Frühlingsmonaten besonders gut.
Die radikale Lösung
Es handelt sich jedoch um eine Symptombekämpfung. Die japanische Forstbehörde möchte das Übel nun aber wortwörtlich an der Wurzel packen – indem sie Zedernsorten anpflanzen lässt, die nur wenige oder gar keine Pollen generieren, wie die Yomiuri Shimbun berichtet.
130 verschiedene Sorten gibt es offenbar davon. Doch diese machen nur gerade mal 10 Prozent der jährlichen Lieferungen an die Forstwirtschaft aus. Der Grund dafür ist, dass viele Forstarbeiter ganz einfach die gewöhnliche Zeder bevorzugen, da diese am zuverlässigsten gedeiht und auch am wenigsten Probleme bereitet.
Subvention zur Bekämpfung von Heuschnupfen
Um die Waldwirtschaft und -besitzer zu einem Umdenken zu bewegen, hat die Forstbehörde nun ein neues Subventionsprogramm aufgegleist. Der Staat bezahlt dabei die Abholzung und den Abtransport der gewöhnlichen Zeder und liefert gleichzeitig auch den neuen Setzling, der einmal zu einem Baum ausgewachsen den Heuschnupfen-Allergiker keine Probleme bereiten soll.
Die Behörde hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2017 die jährliche Lieferung von pollenarmen Setzlingen von heute 10 auf 50 Prozent zu steigern, in der Hoffnung, dass somit in ein paar Jahren die Zedernpollen-Konzentration automatisch zurückgeht.
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