Überfordert und unterbezahlt
Eine Rekordzahl von Lehrern an Japans öffentlichen Grund-, Mittel- und Oberschulen wurden im Schuljahr 2008 auf eigenen Antrag zurückversetzt. Ein Umfrage des Erziehungsministeriums hat ergeben, dass im Schuljahr 179 Lehrer zurückgestuft wurden, 73 mehr als im Jahr zuvor und die grösste Anzahl seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000.
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Ein Schuldirektor wurde zum Vize-Direktor zurückversetzt, aber in den meisten Fällen wurden die Lehrer ihrer Verwaltungsaufgaben ganz enthoben, um wieder normal zu unterrichten. Darunter befanden sich 3 Schuldirektoren, 27 Vize-Direktoren, 55 Hauptlehrer und 89 Lehrer mit leitender Funktion (shukan). Gesundheitsprobleme, einschliesslich psychologischer Probleme, waren mit 53 Prozent der Hauptgrund für die freiwillige Zurückstufungen, gefolgt von Überforderung mit 25 Prozent und Rücksicht auf die eigene Familie mit 22 Prozent.
Die Lehrer übernehmen in Japan neben dem Unterrichten eine Reihe weiterer Aufgaben, zum Beispiel Berichte für den Erziehungsrat zu erstellen, Elterngespräche zu führen, mit Nachbarn zu verhandeln oder an diversen Lehrerkonferenzen teilzunehmen. Besonders schwer haben es die Lehrer mit leitender Funktion. Sie vertreten die Schulleitung und die Hauptlehrer in diversen Verhandlungen und müssen gleichzeitig ihr normales Pensum als Klassenlehrer und Verantwortliche für ausserschulische Aktivitäten wahrnehmen.
Geringer finanzieller Anreiz
Finanziell zahlt sich die zusätzliche Verantwortung kaum aus. Lehrer mit leitender Funktion verdienen pro Monat gerade mal 10’000 Yen (75 Euro) zusätzlich und selbst wenn man die Boni mit einbezieht fällt das Jahresgehalt nur etwa 200’000 Yen (1500 Euro) höher aus als das ihrer Kollegen ohne Zusatzaufgaben. Dieser geringe Anreiz hält die Lehrer nicht davon ab, um eine Zurückstufung zu ersuchen.
Die Umfrage des Erziehungsministeriums ergab noch eine weitere Rekordzahl: 315 Nachwuchslehrer wurden nach der Probezeit welche 1 Schuljahr dauert, nicht in den Schuldienst übernommen; viele quittierten aus eigener Entscheidung, obwohl sie sich ursprünglich ein Berufsleben lang dem Lehrerberuf verschreiben wollten. 30 Prozent derjenigen, die kündigten, sollen unter psychologischen Problemen gelitten haben.
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