Punktezahlen, Prestige und Eitelkeiten
Am 20. April wurde der diesjährige landesweite Academic Achievement Test des japanischen Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie zum vierten Mal durchgeführt.
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In der Vergangenheit nahmen beinahe 100 Prozent aller japanischen Grund- und Mittelschulen an diesem Vergleichstest in den Fächern Mathematik und Japanisch teil. Diesmal allerdings wollte die DPJ-Regierung genau dies verhindern.
Förderung des Bildungswettkampfs
Der Test wurde 2007 von der damals regierenden LDP-Koalition eingeführt, die sich zunehmenden Vorwürfen ausgesetzt sah, durch Kürzungen von Unterrichtsstunden und Lehrinhalten zum angeblichen Bildungsverfall beizutragen. Der Test sollte die Kritiker verstummen lassen und die Leistungen von Grund- und Mittelschülern einer Kontrolle unterziehen.
Komplett neu war diese Idee jedoch nicht, da bereits in den 1960er-Jahren ein ähnlicher Test durchgeführt wurde. Allerdings sah sich dieser der Kritik ausgesetzt noch zusätzliches Öl in den florierenden Bildungswettkampf zwischen Schulen und Präfekturen zu gießen und wurde daher letztlich abgeschafft.
Aus ähnlicher Überzeugung und Kostengründen heraus, versuchte nun die neue Regierung die Vergleichskraft der Testergebnisse herunterzuschrauben, indem nicht mehr alle Schulen Japans überprüft werden, sondern nur eine zufällige Auswahl von 30,7 Prozent. Die Verantwortlichen rechneten jedoch offensichtlich nicht damit, dass der Wettbewerbswille in den Schulen und Präfekturen ungebrochen hoch ist.
Gute Ergebnisse = gute Werbung = hohe Schülerzahlen
Tatsächlich verpflichteten sich nämlich 13’896 Schulen (61,7 Prozent) eigenständig zur Teilnahme an der landesweiten Prüfung, wodurch die Anzahl der befragten Schüler auf 1,6 Mio. anstieg. Effektiv nahmen über 70 Prozent der Grund- und Mittelschulen teil, obwohl sie die Kosten der Ergebnisanalyse selber tragen müssen.
Zahlreiche Präfekturgouverneure sind jedoch ebenso wie die Schulen von dem Wissensvergleich begeistert und sorgen für finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Mitteln. Der Gouverneur der Kôchi-Präfektur Ozaki Masanao erklärte beispielsweise der Mainichi Shimbun, dass es notwendig sei alle Schulen zu überprüfen, um die Effektivität der bildungspolitischen Maßnahmen zu kontrollieren.
Sicherlich ist dies jedoch nicht der einzige Teilnahmegrund, denn die Präfekturen, die bei den Tests in der Vergangenheit auf den ersten Plätzen rangierten, sorgten dafür, dass 100 Prozent ihrer Schulen an dem erneuten Vergleich teilnahmen. Gute Testergebnisse im Sommer können für die Schulen schließlich ein Vorteil im Konkurrenzkampf mit anderen Schulen sein und höhere Schülerzahlen im nächsten Frühling bedeuten. ad.
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