Alt und immer noch erfolgreich
Japans Popkultur wird älter und mit ihr auch die Stars. Noch in den 1980er-Jahren war es für ein weibliches japanisches Idol üblich in ihren 20ern die Karriere zu beenden und Kinder zu kriegen. Der Jugendwahn scheint jedoch mit der alternden Gesellschaft sein Ende gefunden zu haben, wie die New York Times berichtet.
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Waren 1970 noch 7,1 Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre alt, sind es heute schon 22,7 Prozent – Tendenz steigend. Die Musikindustrie reflektiert diese Entwicklung. So ist Seiko Matsuda, die 1985 als japanische Version von Madonna grosse Erfolge feierte, weiterhin im Showgeschäft präsent. Mit 48 Jahren feiert sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum. In Japan wird Matsuda bereits als ein «ewiges Idol» gefeiert.
Ein lukratives Geschäft
Die Mitglieder der «Boyband» SMAP sind ebenfalls mit bald 40 Jahren weiterhin erfolgreich. Selbst Ayumi Hamasaki, das weibliche Teenie-Idol von einst, ist schon längst in ihren 30ern und weiterhin auf den Musikkanälen präsent.
«Aus kommerzieller Sicht macht es durchaus Sinn ältere Stars zur Hand zu haben», erklärt Keith Cahoon, der einst Tower Records nach Japan brachte, im Gespräch mit der New York Times. Ausserdem habe die ältere Generation weitaus grössere finanzielle Mittel als die jüngeren Menschen.
«Der populäre Geschmack verändert sich»
Doch es gibt auch Leute die Zweifel hegen, dass das Alter im Showgeschäft zu Akzeptanz gefunden hat. So zelebriert die beliebte Mädchenband AKB48 regelrecht den Jugendwahn. Mark Schilling von der Japan Times stellt viel eher einen neuen Lebensstil fest. «Der 38-jährige Takuya Kimura von SMAP versteckt geradezu sein Alter. Sein Gesicht wirkt heute noch sehr bubenhaft.» Von einer neuer Akzeptanz des Älterwerdens könne man so gesehen nicht sprechen.
Robert Schwartz, Japan-Korrespondent für das US-Musikmagazin Billboard, erkennt dennoch einen neuen Trend: «Die Musikbranche und der populäre Geschmack verändern sich in Japan. Im Gegensatz zu früher sind Popstars im mittleren Alter nicht nur akzeptiert, sondern auch erfolgreich.» Der 49-jährige Hideaki Tokunaga gilt als ein Paradebeispiel dafür. In den letzten 3 Dekaden hat er regelmässig Nummer-1-Alben hervorgebracht.
Ein Spiegel der Gesellschaft
Für Kohtaroh Aso von Nikkei Entertainment ist die aktuelle Entwicklung ein Spiegel der Gesellschaft. «Japanische Frauen, als wichtigste Kundschaft im Musikgeschäft, sind heutzutage finanziell unabhängiger und heiraten auch viel später. Diese Tatsache widerspiegelt sich im aktuellen Musikgeschäft», erklärt er der New York Times.
Dieser Meinung ist auch Japan-Experte und Buchautor Roland Kelts. Rock und Pop als Sinnbild der Jugend und Rebellion sei vorbei. Heute würden sich die Fans selbst feiern, indem sie sich in ihren alten Musikidolen wieder erkennen.
Alan Swartz, Vize-Präsident von MTV Japan ist dennoch überzeugt, dass der Jugendwahn damit kein Ende hat. «Obwohl die Bevölkerung älter wird, gibt es heute so viele Japaner wie noch nie, die sich geistig jung fühlen.» ja.
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