Ausländer unerwünscht
Die ausländischen Arbeiter, die sich an Wochenenden in der Haupthalle des Taipeher Bahnhofs trafen, wurden den Behörden offenbar zuviel. Seit Kurzem ist ein grosser Teil der Bahnhofshalle mit Absperrbändern versehen, berichtet Taiwans Nachrichtenagentur CNA. Dies nachdem es Beschwerden über indonesische Gastarbeiter gab, die während des Festes zum Abschluss des Fastenmonats die Bahnhofshalle blockiert haben sollen.
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Darauf folgten Proteste von rund 50 Arbeitern aus Südostasien, die vor dem Hauptbahnhof ihrem Ärger Luft machten. Wenig Zeit und Geld liessen ihnen gar nichts anderes übrig, als ihre Freizeit so zu verbringen, so der allgemeine Tenor. Typische taiwanische Freizeitbeschäftigungen wie Kinobesuche, KTV’s oder Shopping lägen für sie nicht drin, so eine Indonesierin gegenüber CNA. Wenn man mal zwei Stunden Pause habe, sei der Hauptbahnhof der ideale Ort sich mit Freunden zu treffen.
Die Stadt Taipeh hat inzwischen angekündigt, man sei auf der Suche nach geeigneten Orten, an denen die Arbeiter ihre Freizeit verbringen könnten. Allein in Taipeh leben über 50’000 Migrationsarbeiter, die meisten den Philippinen, Indonesien, Thailand und Vietnam.
Als Nachbarn unerwünscht
Rund 1000 Bewohner einer Wohnsiedlung in Taoyuan haben kürzlich ebenfalls für Schlagzeilen gesorgt. Mit einer Petition wehrten sie sich dagegen, dass gut 30 philippinische Gastarbeiter in der Siedlung unterkommen sollten. Die Medien zeigten Bilder von Transparenten, die die Bewohner an die Gebäude hingen. Darauf hiess es: Keine ausländischen Arbeiter in unserer Wohnsiedlung.
Die Arbeiter waren vom taiwanischen Unternehmen Ablecom Technology angestellt worden, das seine Angestellten in der nahegelegenen Wohnsiedlung unterbringen wollte. Gegenüber dem TV-Sender PTS sagte eine Anwohnerin jedoch, man sorge sich wegen den ausländischen Arbeitern um die eigene Sicherheit. Ausserdem lebten viele Kinder in der Wohnsiedlung, diese hätten dann Angst im Park zu spielen.
Eine Abgeordnete des Landkreises Taoyuan verteidigte die Vorbehalte der Anwohner. Diese sorgten sich unter anderem um die unterschiedliche Hautfarbe und Lebensgewohnheiten der Migrationsarbeiter, das alles habe mit Diskriminierung nichts zu tun, zitiert Apple Daily die Abgeordnete.
Medien verurteilen Fremdenfeindlichkeit
So kritisiert die Tageszeitung United Daily News in einem Kommentar den Umgang der taiwanischen Gesellschaft mit den Migrationsarbeitern. Wo denn der Unterschied liege, fragt sich der Autor: «Sie sind wie wir, sie haben eine Familie, haben Gefühle, sie müssen arbeiten um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten». Die englischsprachige China Post fordert ihre Leser dazu auf, mit ausländischen Arbeitern freundlicher umzugehen, und sie nicht nur als Arbeitskraft, sondern als Menschen zu sehen.
Rund 440’000 Migrationsarbeiter sind derzeit in Taiwan tätig, die meisten arbeiten als Pflegepersonal in Famillien, weitere sind als Bau- und Fabrikarbeiter tätig.
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