Bald wieder atomstromfrei
Seit Juli 2012 laufen in Japan nur noch die 2 Reaktoren im AKW Oi. Weitere 48 bleiben auch nach dem Regierungswechsel zum atomfreundlichen Lager unter Premierminister Shinzo Abe ausser Betrieb. Nun sieht es ganz danach aus, also ob im Juli Japan für ein zweites Mal, zumindest vorübergehend, Atomfrei werden könnte.
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Das hat damit zu tun, dass noch vor der Machtübernahme mit Zustimmung aller grosser Parteien die neue, unabhängige Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) geschaffen wurde. Sie entscheidet in letzter Instanz über die Sicherheit der AKW.
Auch wenn Abe innerhalb der nächsten 3 Jahre alle Reaktoren wieder hochfahren möchte, lässt sich NRA-Chef Shunichi Tanaka nicht unter Druck bringen. Dieser Zeitraum sei kaum realistisch, liess Tanaka schon mal in den Medien verlauten (Asienspiegel berichtete).
Strenge Sicherheitsvorlagen
Diese Woche hat die NRA einen Entwurf für die neuen Sicherheitsbestimmungen für die AKW vorgelegt, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Die Hürden für ein Wiederhochfahren wurden massiv erhöht.
So müssen alle AKW das Hauptstromkabelnetz auf ihrem Gelände mit einem Brandschutzmittel versehen. Hinzu kommen der Bau eines zweiten Kontrollraums in sicherer Distanz und neue Entlüftungseinrichtungen mit Schutzfiltern gegen radioaktiven Ausstoss, um eine Wasserstoffexplosion wie in Fukushima zu verhindern.
Eine solche Hochrüstung könnte Jahre in Anspruch nehmen, gerade bei den Kabeln. In nur 13 Reaktoren sind diese an kritischen Stellen gegen Brand geschützt.
AKW Oi unter Druck
Geht alles nach Plan, werden die neuen Sicherheitsbestimmungen bereits im Juli dieses Jahres in Kraft treten. Für die beiden laufenden Reaktoren im AKW Oi würde dies inmitten der Sommermonate das vorläufige Aus bedeuten, wie die lokale Fukui Shimbun berichtet.
Weder Reaktor 3 noch Reaktor 4 entsprechen den neuen Sicherheitsstandards. «Werden die Bestimmungen erfüllt, darf der Reaktoren laufen, wenn nicht, dann stellen wir ihn ab», drückt es Tanaka kurz aus.
Ausserdem müssen in Japan per Gesetz die AKW-Reaktoren alle 13 Monate für Unterhalts- und Sicherheitschecks vom Netz genommen werden. Im September wird das AKW Oi somit ohnehin ein weiteres Mal komplett abgeschaltet.
Stromunterbrüche für Osaka?
Dass in der Zwischenzeit ein anderer der 48 AKW-Reaktoren wieder hochgefahren wird, ist durch die neuen Sicherheitsbestimmungen kaum wahrscheinlich.
Für AKW-Betreiber Kansai Electric Power wäre eine Abschaltung des AKW Oi in den Sommermonaten ein Horrorszenario. Kein anderer Stromproduzent in Japan ist aus Mangel an genügend alternativen Energieerzeugern, wie beispielsweise Wärmekraftwerke, stärker auf die Atomenergie angewiesen.
Kansai Electric Power droht bei einem Stopp der Reaktoren mit Stromunterbrüchen für die Grossstadt Osaka. Im letzten Sommer hätte ohne Hilfe des AKW Oi der Strombedarf während 18 Tagen nicht vollständig gedeckt werden können, rechnet der Betreiber in der Sankei Shimbun vor.
Eine Hintertür
Der Stromproduzent hofft nun auf die Güte der Nuklearen Sicherheitsbehörde. Eine Hintertür steht Kansai Electric Power womöglich noch offen.
Tanaka deutete gemäss NHK News an, dass man neue Sofortmassnahmen im AKW Oi bei der Beurteilung im Juli miteinbeziehen werde. Damit wäre für Kansai Electric Power der Sommer gerettet. Die vorläufige Abschaltung im September kann das Unternehmen jedoch nicht verhindern.
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