Zwei Namen für ein Meer
Die Japaner nennen es «Japanisches Meer», die Südkoreaner «Ostmeer» und die Nordkoreaner «Koreanisches Ostmeer». Das internationale Gewässer, das an Japan, die koreanische Halbinsel und Russland grenzt, sorgt seit Jahrzehnten für Unstimmigkeiten zwischen Tokio und Seoul (Asienspiegel berichtete). Nun ist selbst der US-Bundesstaat Virginia in diese Debatte hineingezogen worden.
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Das Bildungskomitee des Senats von Virginia hat mit 9 zu 4 Stimmen einer Vorlage zugestimmt, wonach der Begriff «Japanisches Meer» wie auch «Ostmeer» in allen öffentlichen Schulbüchern des Staates verwendet werden müssen.
Damit ist der Weg frei für eine Abstimmung in den zwei Parlamentskammern des US-Bundesstaates. Wird eine Mehrheit der Abgeordneten der Vorlage zustimmen, könnte das neue Gesetz laut Arirang News frühestens ab dem 1. Juli 2014 in Kraft treten.
Die Idee dafür stammt von Voice of Korean Americans, welche die koreanischen Interessen in den USA vertritt. Unterstützung erhielt die Gruppe von einem demokratischen sowie zwei republikanischen Abgeordneten aus Virginia. Es gehe lediglich darum, diese anhaltende Debatte auch in den Schulbüchern wiederzugeben, hiess es von deren Seite.
Noch vor einem Jahren wurde eine ähnliche Vorlage ganz knapp abgelehnt, doch nun stehen die Zeichen für die koreanische Vorlage gut. In Virginia leben über 150’000 Menschen koreanischer Herkunft. Mit dieser wachsenden Wählerschicht wollen es sich die Lokalpolitiker des US-Bundesstaates nicht verspielen.
Südkoreas Standpunkt
In Südkorea freut man sich über diese Nachricht. Für das Land ist die Bezeichnung «Japanisches Meer» laut Yonhap News seit jeher ein Vermächtnis der imperialistischen Vergangenheit Japans.
Seoul stellt sich auf den Standpunkt, dass der Name «Japanisches Meer» 1929 bei der Konferenz der International Hydrographic Organization festgelegt wurde. Damals sei Südkorea jedoch eine Kolonie Japans gewesen. Man habe demnach gar nicht mitreden können.
Ausserdem sei das Ostmeer ein fester Begriff in ihrer 2000 Jahre alten Geschichte. Dieser Name sei ohnehin neutraler gehalten, so ein weiteres Argument. Die südkoreanische Regierung hat daher vorgeschlagen, einfach beide Namen international zu nutzen und so sieht es auch das Bildungskomitee von Virginia.
Die Reaktion Japans
Japan dagegen ist weniger glücklich über das Vorgehen Virginias. Japans Botschafter in den USA, Kenichiro Sasae, zeigt sich besorgt. Man müsse verhindern, dass solche Vorstösse in Zukunft zunehmen. Denn für Tokio ist das «Japanische Meer» nicht nur ein international anerkannter Begriff, sondern auch seit der Edo-Zeit (1603 bis 1868), also vor der Kolonialisierung Koreas, allgemein geläufig. Es gebe daher keinen Raum für eine Debatte. Ohnehin ist für Japan das Ostmeer kein logischer Name. Denn für den Inselstaat liegt das Meer im Westen.
In internationalen Publikationen gilt heute vornehmlich die Bezeichnung Japanisches Meer. Einzig die National Geographic Society fügt jeweils in Klammern den Begriff Ostmeer bei. China, Taiwan und Russland begnügen sich derweil mit dem Begriff Japanisches Meer und auch die mit Japan und Südkorea verbündeten USA halten es so.
Washington hält an einem Namen fest
Erst letztes Jahr hat das Weisse Haus seine Position nochmals schriftlich ausgeführt, nachdem eine Online-Petition danach verlangt hatte. Demnach verwenden die USA für jegliches Meer nur einen Namen, daher gelte für Washington weiterhin das «Japanische Meer». Gleichzeitig aber sei man sich bewusst, dass Südkorea einen anderen Namen dafür verwende. Man wolle Seoul auch nicht zwingen, diese Position zu ändern.
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