Warnstufe 4 für Japan-Reisen
Das US-Aussenministerium hat die Warnstufe für Reisen nach Japan zum ersten Mal auf die höchste Stufe 4 angehoben. «Do not travel» lautet die einfache Botschaft. Die Einstufung basiert auf der Analyse der US-Seuchenbehörde CDC. Demnach wird von Reisen nach Japan abgeraten, da das Ansteckungsrisiko hoch sei. Personen, die dennoch in den Inselstaat reisen müssen, sollten sich vorher vollständig impfen. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass selbst Geimpfte sich mit Coronavirus-Varianten anstecken könnten, heisst es in der Meldung des CDC.
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Eine ungemütliche Warnung
Diese Reisewarnung mag nicht überraschen. Immerhin haben die USA für 150 Länder die höchste Stufe verhängt, so auch für Deutschland, die Schweiz und Österreich. Seit April 2021 steckt der Inselstaat in einer vierten Welle, die Fallzahlen sind in den vergangenen Wochen gestiegen, das Gesundheitswesen ist vielerorts überlastet (Asienspiegel berichtete). Eine Anpassung durch das CDC war zu erwarten. Trotzdem hat der Entscheid für Japan keine unmittelbaren Auswirkungen. Die Grenzen sind seit Anfang Jahr ohnehin geschlossen. Nur noch japanischen Staatsbürgern, Foreign Residents, professionellen Sportlern und Personen, die ausserordentliche Umstände geltend machen können, ist die Einreise erlaubt und selbst für diese Gruppen gelten strenge Auflagen (Asienspiegel berichtete).
Dennoch sorgt die Warnung für viel Wirbel. Das Land sorgt sich um die Aussenwahrnehmung. Die Warnstufe 4 hinterlässt 58 Tagen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Tokio keinen guten Eindruck und wirft Fragen auf. Entsprechend bemüht war die Regierung gestern um Schadensbegrenzung. Die Warnstufe habe keinen Einfluss auf «Tokyo 2020», betonten Chefkabinettssekretär Katsunobu Kato und Olympiaministerin Tamayo Marukawa. Es handle sich um eine Empfehlung und es sei nicht die Rede von einem Verbot notwendiger Reisen. Anders sieht dies Jun Azumi von der oppositionellen Constitutional Democratic Party. Man müsse sich fragen, ob man in den verbleibenden zwei Monaten noch zum gewünschten Zustand komme, der eine Durchführung erlaube. Die Regierung wird es voraussichtlich mit einer Verlängerung des Notstands bis in den Juni hinein versuchen. Fest steht, dass mit dieser Reisewarnung die Kritik an «Tokyo 2020» in den kommenden Wochen nicht verstummen wird.
Die Kritik der reichsten Japaner
Am vergangenen Wochenende sprach Masayoshi Son, CEO von Softbank und einer der reichsten Japaner, in einem Tweet (siehe oben) Klartext. Darin schrieb er, dass man nicht nur an die mögliche Konventionalstrafe im Falle einer Absage von «Toyko 2020» denken solle. Man drohe vielmehr zu verlieren, wenn 100’000 Athleten und Beteiligte aus 200 Ländern nach Japan, das mit den Impfungen kaum vorankommt, einreisen und sich dadurch weitere Varianten verbreiten würden. Mit einer Durchführung dieser Grossveranstaltung setze man Menschenleben, einen Wirtschaftseinbruch und die Geduld der Bevölkerung aufs Spiel. Eine Woche zuvor bezeichnete Hiroshi Mikitani, CEO des grössten japanischen Onlinehändlers Rakuten und ebenfalls einer der reichsten Japaner, in einem Interview mit CNN die Austragung von «Tokyo 2020» als «Selbstmord-Mission».
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