Japanische AKW für den Ölstaat
Der weltweit grösste Ölförderer Saudi-Arabien setzt auf die Atomenergie. Bis 2030 sollen 16 AKW-Reaktoren im Wüstenstaat gebaut werden, um auf den steigenden Energiehunger der wachsenden Bevölkerung zu reagieren und die Ölreserven für den Export zu sparen. Dabei behilflich sein soll Japan.
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Wie die Nikkei Shimbun berichtet, hat Handelsminister Toshimitsu Motegi bei einem Besuch in Riad die Weichen dafür gestellt. Demnach wollen die beiden Staaten in naher Zukunft ein nukleares Kooperationsabkommen unterzeichnen, wonach Japan dem Königreich beim Bau von AKW technologische Unterstützung zusichert.
Ein solches Abkommen ist die Voraussetzung dafür, dass Japans Atomindustrie ihre Technologie überhaupt ins Ausland verkaufen darf. Diese richtet ihr Augenmerk seit der Atomkatastrophe von Fukushima vermehrt auf den Export. Denn in Japan sind noch immer 48 von 50 Reaktoren nicht in Betrieb. Im Sommer werden womöglich alle Reaktoren wieder stillstehen. Die nukleare Zukunft bleibt ungewiss (Asienspiegel berichtete).
Japanische AKW fürs Ausland
Entsprechend setzen AKW-Bauer wie Mitsubishi oder Toshiba auf Kooperationen mit Schwellenländern, die ihren Energiehunger mit AKW stillen möchten. Mit Vietnam steht bereits ein Kooperationsabkommen (Asienspiegel berichtete).
In der Türkei hofft Mitsubishi Heavy Industries, in Zusammenarbeit mit dem französischen Konzern Areva, den Zuspruch für den Bau von Reaktoren in der Stadt Sinop zu erhalten. Der inländische Konkurrent Toshiba versucht dasselbe in der Tschechischen Republik.
Hitachi, ein weiterer AKW-Bauer aus Japan, sucht derweil sein Glück in Grossbritannien. Erst letzten November hat es das britische Energieunternehmen Horizon Nuclear Power gekauft.
Japans wichtigste Ölquelle
Nun kommt Saudi-Arabien als neuer potentieller Kunde hinzu. Hinter dem Rahmenabkommen könnte auch eine strategische Komponente liegen. Denn der Wüstenstaat ist Japans Hauptversorger für Rohöl. 31 Prozent der japanischen Erdölimporte stammten 2012 aus dem Königreich.
In Japan ist der Bedarf nach Erdöl wie auch Gas seit der AKW-Katastrophe massiv angestiegen. So wird die zurzeit fehlende AKW-Energie mit Strom aus Wärmekraftwerken kompensiert, die mit Erdöl oder Gas betrieben werden.
Ein strategisches Abkommen?
Es wird vermutet, dass sich Japan mit dem nuklearen Kooperationsabkommen, ähnlich wie bei Vietnam (Asienspiegel berichtete), ein Entgegenkommen von Saudi-Arabien erhofft. Riad soll bei möglichen Engpässen Japan den Zugang zum Erdöl sichern.
Offiziell weisen beide Seiten ein solches Vorgehen zurück. «Im Moment gibt es keine Bedenken, dass Japan bezüglich des Öls eine Unterversorgung hat», versuchte Handelsminister Motegi laut ArabianBusiness.com bei einem Zwischenhalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Medien und Märkte zu beschwichtigen.
Man habe keine Spezialforderungen gegenüber Saudi-Arabien gestellt. Es sei lediglich um eine Bestätigung der bisherigen Beziehungen gegangen, heisst es.
Sicherheitsbedenken bleiben
Bezüglich der Sicherheit scheint sich die japanische Regierung offenbar keine Sorgen zu machen. Man wolle aus den Erfahrungen von Fukushima lernen und sichere Atomkraftwerke exportieren, so der Handelsminister.
Die Kritiker der Exportstrategie wird Motegi mit dieser Aussage kaum besänftigen können. Die Sicherheitsbedenken bleiben gross, gerade wenn es um den Betrieb von AKW in Schwellenländern geht (Asienspiegel berichtete).
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