Japans AKW-Pionier in Nöten
Einst wurde Japan Atomic Power Company (JAPC) gegründet, um das japanische Atomstromzeitalter einzuläuten. Mit der Inbetriebnahme des AKW Tokai in den 1960er-Jahren besass der Konzern den ersten kommerziellen Kernreaktor in Asien, der bis 1998 seinen Dienst tat. Der zweite Reaktor im AKW Tokai wurde 1978 in Betrieb genommen. Mit dem AKW Tsuruga in der Präfektur Fukui betreibt JAPC einenen weiteren Atommeiler in Japan.
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Alle grossen Stromproduzenten des Landes haben Anteile an diesem Unternehmen, das sich voll und ganz auf die Produktion von Atomstrom fokussiert. Alternative Energien gibt es bei JAPC nicht.
Seit der AKW-Katastrophe von Fukushima im März 2011 steht Japan Atomic Power stellvertretend für die Krise in der Branche. Wie alle anderen AKW-Betreiber musste auch JAPC nach Fukushima seine Kernkraftwerke aus Sicherheitsgründen herunterfahren. Damals ging die Geschäftsleitung davon aus, dass es sich um einen temporären Stopp handeln würde. Doch wie es zurzeit den Anschein macht, wird Japan Atomic Power die japanischen Haushalte kaum wieder mit Atomstrom beliefern.
Eine aktive Verwerfung
Eine Expertenkommission der Nuklearen Sicherheitsbehörde (NRA) hat bestätigt, dass es unter dem Reaktor 2 des AKW Tsuruga eine aktive Verwerfung geben könnte, wie NHK News berichtete. Dies ergab eine über zweijährige Untersuchung.
Das Urteil bedeutet wohl den Todesstoss für das gesamte AKW Tsuruga. Denn erst kürzlich hat JAPC mitgeilt, den 45 Jahre alten Reaktor 1 auszumustern (Asienspiegel berichtete). Der Konzern hat zwar angekündigt, den Entscheid der NRA bezüglich des Reaktors 2 anzufechten, doch die Chancen auf Erfolg sind gering.
Das AKW bei Tokio
So bleibt Japan Atomic Power nur noch der weit über 30 Jahre alte Reaktor 2 im AKW Tokai. Doch der Widerstand der lokalen Regierung und Bevölkerung ist gross. Auch technisch ist es nicht einfach, diesen alten Reaktor den neuen Sicherheitsanforderungen anzupassen (Asienspiegel berichtete).
Hinzu kommt die Nähe zu Tokio. Das AKW Tokai liegt gerade mal 115 Kilometer von der japanischen Hauptstadt entfernt. Bei Fukushima sind es 240 Kilometer. Kein anderes AKW in Japan zählt derart viele Bewohner in seinem nächsten Umkreis. Fast 1 Million Menschen müssten im Notfall evakuiert werden (Asienspiegel berichtete). Die Überprüfung durch die NRA könnte noch länger andauern. Eine Wiederinbetriebnahme scheint derzeit nicht wahrscheinlich zu sein.
Obwohl Japan Atomic Power derzeit kein einziges Kernkraftwerk am Netz hat, macht das Unternehmen trotz allem Profit, wie die Mainichi Shimbun berichtet. 1,6 Milliarden Yen (12 Mio Euro) waren es im letzten Jahr. Möglich macht dies eine Bestimmung, die die die Stromproduzenten als Aktionäre verpflichtet, jährlich eine fixe Gebühr dem Unternehmen zu überweisen. Doch nicht alle Stromproduzenten, von denen die meisten selbst in Finanznöten stecken, möchten diese Zahlungen fortsetzen.
Im Abbau liegt die Zukunft
Japan Atomic Power bleibt so nichts anderes übrig als die Umstrukturierung. Bereits 2013 begann das Unternehmen, Teile seines Urans zur Herstellung von Brennelementen zu verkaufen (Asienspiegel berichtete).
Das Unternehmen beteiligt sich zudem beim angestrebten Export der japanischen AKW-Technologie in Länder wie Vietnam (Asienspiegel berichtete). Ausserdem hat Japan Atomic Power angekündigt, sich mit einer neuen Firma auf den Abbau von stillgelegten Kernreaktoren zu fokussieren. In diesem Bereich gibt es offenbar für den einstigen nuklearen Pionier noch Geld zu verdienen.
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