Ein bisschen Ferien zur Abwechslung
Japaner beziehen keine Ferientage. Diese fanatische Arbeitsmoral wirkt sich ironischerweise negativ auf Japans Wirtschaftswachstum aus. Denn die fehlende Freizeit hindert die Menschen ihr hart verdientes Geld wieder auszugeben.
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Würden die Japaner ihren gesetzlich garantierten bezahlten Ferienanspruch tatsächlich wahrnehmen, würden rund 85 Milliarden Euro zusätzlich in die Wirtschaft fliessen. Damit könnte man und rund 1,5 Millionen neue Stellen schaffen. Dies hat das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie bereits 2002 vorgerechnet.
Mit zehn gesetzlich zugesicherten, bezahlten Ferientagen ist Japan im internationalen Vergleich noch vor den USA an zweitletzter Stelle. Beziehen tun die Japaner schliesslich nur rund die Hälfte ihres Anspruchs.
Alles wird anders
Die neu gewählte japanische Regierung unter Yukio Hatoyama will nun mit diesem notorischen Arbeitseifer brechen. «Wir müssen eine Gesellschaft erschaffen, in der die Menschen nicht gezwungen werden ständig Überstunden zu machen und die Möglichkeit haben eine Auszeit zu nehmen», heisst es auf der Webseite der Demokratischen Partei (DPJ). «Wir werden eine Gesetzgebung anstreben, die länger bezahlte Ferien ermöglicht», verspricht die Partei weiter.
Auch die Vorgängerregierungen der LDP waren nicht untätig. So wurden in den letzten Jahren ein paar vorsichtige Schritte unternommen, um diese Situation zu verbessern. So trat 2000 das sogenannte «Happy Monday»-Gesetz in Kraft, das einen auf den Sonntag gefallenen Feiertag auf den Montag überträgt und einen Arbeitstag zwischen zwei Feiertagen automatisch zu einem Ferientag macht. Daneben schuf der Staat zusätzliche Feiertage. Sechzehn sind es heute insgesamt. In dieser Beziehung ist Japan Weltspitze.
Silver-Week
Mit diesem bisschen Staatshilfe und einer glücklichen Fügung im Kalender werden die Japaner ab dem 19. September erstmals im Herbst fünf Feiertage am Stück auskosten dürfen. In den Medien spricht man bereits von der «Silver Week» in Anlehnung an die alljährliche «Golden Week» Anfang Mai, in der ganz Japan eine Woche Feiertage am Stück geniessen darf.
Die Reiseindustrie freut es. Laut den japanischen Reisebüros sind die Buchungen im Vergleich zum letzten Jahr um elf Prozent angestiegen.
Der bedeutendste Wandel
Nun müssen die Japaner nur noch lernen, nicht nur die Feiertage, sondern auch den bezahlten Ferienanspruch gründlich fürs Reisen, Einkaufen und vor allem auch zur Entspannung zu nützen. Sollte der künftige Premier Yukio Hatoyama dieses Wahlversprechen einlösen, könnte dies zum wohl bedeutendsten Wandel in der japanischen Gesellschaft führen.
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