Das Haa­re­schnei­den in der Finanzkrise

QB House in Shibuya, Tokio.
QB Hou­se in Shi­bu­ya, Tokio. flickr/​RichPav

An jeder grös­se­ren Bahn­sta­ti­on sind die klei­nen Läden mit gros­sen offe­nen Fens­ter­schei­ben zu sehen. Haa­re­schnei­den: 1000 Yen für 10 Minu­ten, steht hier in gros­sen Let­tern. Will­kom­men bei der QB Hou­se-Laden­ket­te. Dem bil­ligs­ten Fri­seur Japans, der zum Schreck aller Bar­bie­re und Hairsty­lis­ten gewor­den ist. In Japan ist ein regel­rech­ter Krieg der Fri­seu­re aus­ge­bro­chen, zwi­schen den qua­li­ta­tiv Hoch­ste­hen­den und den Billiganbietern.

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Vor 10 Jah­ren hat das Unter­neh­men QB Net, wel­ches die Ket­te besitzt und betreibt, sei­nen ers­ten Salon im Tokio­ter Kan­da-Quar­tier eröff­net. Ähn­lich wie die Bil­lig­mo­de­lä­den ver­stand das Klein­un­ter­neh­men den dama­li­gen Zeit­geist rich­tig. Japan war inmit­ten des ver­lo­re­nen Jahr­zehnts, die Defla­ti­on hielt die Insel in Atem, die üppi­gen Zei­ten des Luxus schie­nen nach dem Plat­zen der Spe­ku­la­ti­ons­bla­se Ende der 1980er end­gül­tig vor­bei. Eine gan­ze Gene­ra­ti­on jun­ger Leu­te muss­te sich an das Leben als Teil­zeit­an­ge­stell­te gewöhnen.

Bil­li­ges Haa­re­schnei­den in effi­zi­en­ten 10 Minu­ten war das per­fek­te Ange­bot für die Men­schen, die auf ihren Geld­beu­tel Acht geben muss­ten. Um einen solch bil­li­gen Preis über­haupt anbie­ten zu kön­nen, muss­te sich QB Net von unnö­ti­gen Fix­kos­ten lösen. Sham­poo und Wasch­be­cken muss­ten wei­chen. Statt­des­sen setz­te man auf einen Vaku­um­schlauch, der die Haar­res­te auf dem Kopf rudi­men­tär weg­sau­gt. Ein wei­te­rer Vor­teil war, dass QB Net sich somit an Orten ein­mie­ten konn­te, wo es an Was­ser­an­schlüs­sen fehl­te. Die Bahn­sta­tio­nen mit viel Lauf­volk boten sich als per­fek­ter Stand­ort an.

Wider­stand nimmt zu

Heu­te, zehn Jah­re spä­ter, ist QB Net eine Erfolgs­ge­schich­te. Täg­lich schnei­det das Unter­neh­men 30’000 Kun­den die Haa­re. Die erneu­te Finanz­kri­se kommt der Fri­seur-Ket­te ent­ge­gen. Doch mit dem Erfolg kommt der Neid. Die alt­ein­ge­ses­se­nen Bar­bie­re haben begon­nen sich zu weh­ren. Orga­ni­siert im Ver­band der Fri­seu­re stel­len sie die Hygie­ne der QB Net-Läden in Fra­ge (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Ohne Was­ser sei die Gesund­heit der Kun­den in Gefahr, gera­de in Zei­ten der Schwei­ne­grip­pe: «Ein Wasch­be­cken ist die Min­dest­aus­stat­tung in unse­rer Bran­che», argu­men­tiert ein Pres­se­spre­cher des Ver­ban­des. Die Kri­tik zeigt Wir­kung. In 19 Prä­fek­tu­ren wur­de bereits eine Ver­ord­nung in Kraft gesetzt, die zwin­gend ein Wasch­be­cken in jedem Fri­seur-Salon vorschreibt.

«Wirk­lich verärgert»

QB Net wehrt sich gegen die­se Vor­wür­fe, denn eine lan­des­wei­te Ver­ord­nung in die­ser Art wäre der Todes­stoss für den Dis­coun­ter. Die Hygie­ne sei kei­nes­wegs in Gefahr. Wich­tig sei, dass in der Haupt­stadt, wo QB Net den gröss­ten Umsatz ver­bucht, kei­ne ent­spre­chen­de Ver­ord­nung erlas­sen wer­de. Sonst sei man «wirk­lich ver­är­gert». Für den Bil­lig­dis­coun­ter gibt es aber auch einen Hoff­nungs­schim­mer. In 5 Prä­fek­tu­ren, unter ande­rem im Gross­raum Osa­ka, wur­de die Kla­ge der Bar­bie­re abge­wie­sen. In wei­te­ren 23 Prä­fek­tu­ren gibt es noch kei­ne ent­spre­chen­de Verordnung.

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