Facebook im Nacken
Mixi ist mit 22 Millionen japanischen Nutzern weiterhin unbestritten das grösste soziale Netzwerk in Japan. Der amerikanische Konkurrent Facebook versucht mit viel Mühe den Vorsprung wettzumachen, seit Konzernchef Mark Zuckerberg Japan zu einem wichtigen Wachstumsmarkt erklärt hat. Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen besitzt das amerikanische Sozialnetzwerk über vergleichsweise bescheidene 1,72 Millionen japanischer Nutzern. Damit liegt Facebook weiterhin mit grossem Abstand hinter Mixi.
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Taro Kodama, Geschäftsführer von Facebook Japan, erklärt im Interview mit der Nikkei Shimbun, dass Japaner Mühe weiterhin hätten, sich mit ihrem richtigen Namen in einem sozialen Netzwerk einzutragen. Etwas, das bei Mixi nicht notwendig ist. Zudem hätten viele Nutzer Mühe mit dem Layout der Seite, die einen in japanischen Augen unnötigen Überfluss an Funktionen biete.
Die Konkurrenz passt sich an
Und trotzdem ist der Einfluss von Facebook auf die japanische Konkurrenz gestiegen. Mixi hat die Entwicklung seiner Seite intensiviert und scheut sich auch nicht von Funktionen anderer Anbieter abzuschauen. So bietet Mixi seit diesem Jahr seine eigen Version eines «Gefällt-mir»-Buttons an. Mixi-Nutzer können ausserdem einen 150- Zeichen-Kurznachrichten-Service benutzen, der Twitter ähnlich ist. Zudem wird stark in Online-Spiele für den Handymarkt investiert.
Auch von Mixis Konzept der Anonymität ist Gründer Kenji Kasahara überzeugt: «Für Facebook ist Offenheit wichtiger als die Privatsphäre. Unsere Nutzer hingegen schätzen einen sozialen Raum, der wie ein Wohnzimmer ist – privat, komfortabel und persönlich», erklärt der 35-Jährige gegenüber Bloomberg weiter. Ausserdem sei das Problem des Datenmissbrauchs bei Mixi geringer als beim US-Konkurrenten, fügte Kasahara weiter an. Kasaharas besitzt mit 58 Prozent den grössten Anteil an Mixi, das er 2004 gründete. Kasaharas Mixi-Aktien haben einen Wert von rund 500 Millionen Dollar.
An der Politik der Registrierung des echten Namens will Facebook Japan dennoch festhalten. Schon in früheren Interview erklärte Kodama, dass gerade durch diese Daten ein besserer Service für den Nutzer entstehe (Asienspiegel berichtete): «Auch im Internet muss man ein soziales Ich präsentieren können, dass nahe seiner wirklichen Persönlichkeit ist.»
Ein mächtiger Gegenspieler
Trotz der guten Nutzerzahlen tut sich Mixi, das seit 2006 an der Börse notiert ist, schwer an den Märkten. Laut Bloomberg sind die Aktien des japanischen Sozialnetzwerkes alleine dieses Jahr um 43 Prozent gefallen. In den letzten 3 von 4 Quartalen sind die Einnahmen rückläufig gewesen. Seit dem Börsengang 2006 ist der Aktienwert um 71 Prozent gesunken. Dies muss aber nichts schlechtes bedeuten. Analysten sprechen hier von einer gewöhnlichen Marktkorrektur, nachdem das Unternehmen vor 4 Jahren zu hoch bewertet eingestiegen war.
Facebook selbst wird nicht an der Börse gehandelt. Secondmarket.com schätzt jedoch die Marktkapitalisierung von Facebook auf über 25 Milliarden Dollar ein. Das amerikanische Sozialnetzwerk wird damit theoretisch höher bewertet als ein Unternehmen wie Yahoo, dessen Marktkapitalisierung bei 21 Milliarden Dollar liegt. Im Vergleich dazu liegt der Marktwert von Mixi bei rund 1 Milliarde Dollar. Ausserdem ist die öffentliche Bekanntheit von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bereits heute auf einem Niveau eines Bill Gates oder Steve Jobs. Facebook Japan bleibt in diesem Sinne noch viel Geld und Zeit, um sich auch im schwersten Markt zu etablieren. Für Mixi wird der Druck zur Innovation weiter steigen.
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