Die Schlachtschiff-Insel
Vor über 36 Jahren wurde die Insel Hashima aufgegeben. Gunkanjima, die Schlachtschiff-Insel nennt sie der Volksmund wegen ihrer hohen Schutzmauern gegen Wellen und Taifune. Zwischen 1887 und 1974 wurde hier im Auftrag von Mitsubishi unter dem Meer Kohle abgebaut.
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Dafür liess der Konzern auf der Insel ab 1916 eine Kleinstadt bauen, wo die Kohlearbeiter und ihre Familien lebten, und während des Zweiten Weltkriegs auch viele Zwangsarbeiter. Betonblöcke mit bis zu 9 Stockwerken wurden auf Hashima hochgezogen – es waren die ersten dieser Art in Japan. Schulen, Post, Turnhalle, Kino und Restaurants. Auf Gunkanjima gab es alles.
Auf ihrem Höhepunkt beherbergte die Insel auf ihren 6,3 Hektaren 5300 Menschen, was rund 1600 Haushalten entsprach. Es war damals die höchste Bevölkerungsdichte der Welt. Mit dem Aufstieg des Erdöls wurde schliesslich der Untergang von Gunkanjima besiegelt. 1974 verliessen die letzten Einwohner die Insel. Die Kleinstadt wurde sich selbst überlassen.
Hashima als Weltkulturerbe?
Hashima ist zum Symbol der grossen Zeit der japanischen Industrialisierung geworden, als der wirtschaftliche Aufschwung nicht einmal vor einer felsigen Insel halt machte – ein Mahnmal für die grenzenlose Gier des Menschen nach Profit. Gleichzeitig löst die Schlachtschiff-Insel bis heute eine Faszination als architektonisches Unding aus.
Japan hat Hashima schon längst zum Industrie-Erbe der Region Kyushu und Yamaguchi erklärt. Die Insel sei eine Zeitzeugin der japanischen Industrialisierungsepoche. Auch ein Eintrag in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wird seit 2 Jahren vorangetrieben (Asienspiegel berichtete). Die Regierung hat Hashima bereits offiziell nominiert. In diesem Zusammenhang ist nun eine offizielle Untersuchung des Zustandes der zerfallenden Gebäude notwendig, quasi eine Bestandesaufnahme.
Am Zerfallen
Ende Oktober haben während 3 Tagen rund 30 Architekten und Bauexperten die zwischen 1916 und 1970 gebauten und heute zerfallenen Betonwohnhäuser unter die Lupe genommen. Bei vielen Gebäuden herrscht heute akute Einsturzgefahr, die Wände sind rissig, die Korrosion an den Stahlträgern ist zum Teil weit fortgeschritten.
Das Expertenteam hat nun die Aufgabe bis September 2012 einen Bericht über den aktuellen Zustand und möglichen Verfahrensweisen zur Instandhaltung der Gebäudemasse zu verfassen. Es sei jedoch gerade dieser einmalige Zerfallszustand, der Hashima zu einem kostbaren Kulturerbe für die Forschung mache, betont einer der Experten gegenüber der Asahi Shimbun.
Eine Touristenattraktion
So sieht das auch die Tourismusbranche. Über Jahrzehnte hinweg war das Betreten der Insel wegen Sicherheitsbedenken verboten. Doch seit 2009 sind wieder offizielle Besichtigungstouren erlaubt (ein Video dazu hier). Auch für die ehemaligen Bewohner hat Gunkanjima seinen Reiz bis heute nicht verloren. Erst letztes Jahr traf sich hier eine Gruppe von 68 Personen, die noch ihre Kindheit auf der Insel verbrachten, wie die Asahi Shimbun damals berichtete.
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