«Ein Desas­ter von Menschenhand»

Der zerstörte Reaktor 3 im AKW Fukushima 1.
Der zer­stör­te Reak­tor 3 im AKW Fuku­shi­ma 1. flickr/​IAEA Imagebank

Sechs Mona­te lang roll­te eine Par­la­ments­kom­mis­si­on unter Lei­tung von Kiyo­shi Kuro­ka­wa den ver­hee­ren­den AKW-Unfall in Fuku­shi­ma noch ein­mal auf. Es ging dar­um, die Abläu­fe und Ver­ant­wort­lich­kei­ten in die­sen Tagen unter die Lupe zu neh­men. Über 900 Stun­den an Anhö­run­gen und 1000 Inter­views wur­den geführt. Heu­te hat die Kom­mis­si­on ihren 641-sei­ti­gen Schluss­be­richt der Öffent­lich­keit vorgestellt.

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Ihre Schluss­fol­ge­rung lässt kei­nen Zwei­fel mehr offen. «Das Desas­ter war vor­her­seh­bar und ver­meid­bar», heisst es dar­in. Der Bericht spricht von «einer Viel­zahl an Feh­lern» und «vor­sätz­li­chen Fahr­läs­sig­kei­ten», die über­haupt zur Kern­schmel­ze geführt hät­ten. Zwar sei das Erd­be­ben und der Tsu­na­mi am Ursprung die­ses Desas­ters gestan­den. «Der fol­gen­de Unfall war jedoch nicht die Fol­ge einer Natur­ka­ta­stro­phe, son­dern offen­sicht­lich von Men­schen­hand ver­ur­sacht», heisst es laut der Yomi­uri Shim­bun im Bericht.

Kei­ne funk­tio­nie­ren­de Aufsicht

Gehei­me Abspra­chen zwi­schen Regie­rung, AKW-Betrei­ber TEP­CO und der Regu­lie­rungs­be­hör­de hät­ten erst zu die­ser Ent­wick­lung geführt. Die Risi­ken eines rie­si­gen Tsu­na­mi sei­en schon lan­ge im vorn­her­ein bekannt gewe­sen. Eine geeig­ne­tes Kri­sen­ma­nage­ment bei TEP­CO und den Regie­rungs­be­hör­den sei nie ein­ge­führt wor­den. Die Situa­ti­on in den Tagen nach dem 11. März 2011 habe sich ver­schlim­mert, weil die Kom­mu­ni­ka­ti­on in den Regie­rungs­be­hör­den nicht rich­tig funk­tio­niert habe und Unklar­hei­ten über die Ver­ant­wort­lich­keit geherrscht hätten.

Die Kata­stro­phe sei «Made in Japan». «Die Ursa­che im Unfall von Fuku­shi­ma liegt in der reflex­ar­ti­gen Gehor­sam­keit, dem Wider­wil­len Auto­ri­tä­ten zu hin­ter­fra­gen, der Hin­ge­bung, sich immer nach dem Plan zu hal­ten, sowie in der Grup­pen­ori­en­tie­rung und dem Insel­cha­rak­ter der Japa­ner», stand im eng­lisch­spra­chi­gen Schluss­be­richt geschrieben.

Um ein erneu­tes Fuku­shi­ma zu ver­hin­dern, müss­te in den japa­ni­schen Behör­den ein fun­da­men­ta­ler Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess in Gang gesetzt wer­den, heisst es im Bericht. Japans Regu­lie­rungs­be­hör­den müss­ten inter­na­tio­na­le Sicher­heits­stan­dards über­neh­men, um zu glo­bal ver­trau­ens­wür­di­gen Insti­tu­tio­nen wer­den. Es sei­en unab­hän­gi­ge Behör­den zu schaf­fen, die per­ma­nent über die Nukle­ar­si­cher­heit wachen.

Kern­schmel­ze und Sperrzone

Am 11. März 2011 wur­de das AKW Fuku­shi­ma 1 durch das Erd­be­ben und den nach­fol­gen­den Tsu­na­mi schwer beschä­digt. Es folg­te der Aus­fall der Kühl­sys­te­me, was wie­der­um zu einer Kern­schmel­ze in 3 Reak­to­ren und zum Aus­stoss von Radio­ak­ti­vi­tät in die Luft führ­te. Bis heu­te herrscht im Umkreis von 20 Kilo­me­ter um das AKW eine Sperr­zo­ne vor (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Über 80’000 Men­schen haben dadurch ihr Zuhau­se verloren.

Über 15 Mona­te spä­ter hat sich in Japan eine Anti-AKW-Bewe­gung for­miert. 49 von 50 AKW sind bis auf wei­te­res abge­schal­tet (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Nur das AKW Oi wur­de unter star­ken Pro­tes­ten vor ein paar Tagen wie­der hoch­ge­fah­ren (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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