«Japanisch ist mein Instrument»
Skype, Musik, Salatgurke, neues Album: Tim & Puma Mimi, das ist die wohl kreativste europäisch-japanische Musikbeziehung. Einen Namen machten sich die beiden vor ein paar Jahren als erste Skype-Band der Welt. Die Idee war aus der Not geboren, weil Puma Mimi in Tokio und Tim in Zürich lebten. Das Internet wurde mit ihnen konzertreif.
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Doch Tim & Puma Mimi lassen sich nicht in ein Schema zwängen. Electro, Indie-Rock, Hip-Hop, Folk, alles hat hier seinen Platz. «Do it yourself Freak Pop» nennen sie ihre Musik. Daraus entstanden ist ihr neues Album. The Stone Collection ist eine Collage von Songs, die von Tokio über New York bis nach Berlin und Zürich reichen. Es ist das Resultat einer fast 10-jährigen Zusammenarbeit zwischen japanischer Verspieltheit und Schweizer Tüftelei. Besser waren sie nie.
Da werden japanische und schweizerische Kindheitserinnerungen verschmolzen, Kinder von Gitarristinnen geboren, wird in Berlin Klavier gespielt, ein Ei besungen, in Tokio U-Bahn gefahren und in Kyoto über die Strasse gegangen. Und immer mit dabei: Die perfektionistisch arrangierten Beats von Tim und der japanische Flow von Puma Mimi – verspielt, verrückt und immer ein bisschen anders als der Rest.

Von Englisch zu Japanisch
Die Skype-Konzerte haben sie hinter sich gelassen. Denn seit 2011 lebt Puma Mimi in Zürich. Seither brüten sie täglich über Gurken, Körperelektrifizierung, Beats und Songtexte. 40 bis 50 Konzerte spielen sie fast jährlich. Hier blühen sie auf. Auf der Bühne wird die kleine Japanerin zu einem ausgeflippten Giganten.
Singen tut Puma Mimi vornehmlich auf Japanisch. Das tat sie vor Tim & Puma Mimi nie. «In meiner Punkband in Japan sang ich auf Englisch, weil es einfach cooler war.» Tim brachte sie auf die Idee, in ihrer Muttersprache Songtexte zu schreiben. Weil er den Klang der Sprache mag. Bands wie Pizzicato Five und Chibo Matto hatten sein Japan-Bild geprägt.
Der Sound der japanischen Sprache
Auch Puma Mimi kam auf den japanischen Geschmack. Dass in der Schweiz das Publikum ihre Texte nicht versteht, sieht sie als grosse Freiheit an. «Ich kann hier viel mehr mit der musikalischen Seite der Sprache spielen. Japanisch wird zu meinem Instrument. Zudem glaube ich, dass die Schweizer den Sound der japanischen Sprache mögen.»
Puma Mimis Texte sind dadaistisch-poetische Haiku-Gedichte mit einem Schuss Punk. «Dort blühen die Blumen, hier türmt sich der Müll. Und wie ist es dort drüben? Blühen die Blumen schon auf dem Müll?», singt sie in Acchi Kocchi. «Ich kreiere gerne eine fiktionale Welt, die auf die eine oder andere Weise meinen Alltag und mein Inneres widerspiegeln.»
Ein neuer Blickwinkel auf Tokio
Wenn Tim & Puma Mimi in Europa spielen, dann schwingt auch immer Tokios kreatives Lebensgefühl mit. The Stone Collection ist zu einem Soundtrack des japanischen Klangalltags geworden. So bildet beispielsweise die Tokioter Yamanote-Bahnlinie die atmosphärische Rauschkulisse für den Song Green Blood Circulation. «Tim war fasziniert von den Klängen in den japanischen Grossstädten. Jeder Bahnhof hat hier seine eigene Musik.»
«Durch Tim habe ich selbst einen neuen, inspirierenden Blickwinkel auf Tokio erhalten», erklärt Puma Mimi. Nach einer Mini-Tournee an der US-Ostküste und einem Musikvideo-Dreh in New York unter der Leitung von Stephan Knüsel, Co-Regisseur des Dokumentarfilms Negativ: nichts, stellen die beiden diesen Sommer ihr neues Album der Schweiz vor.
Die offizielle Plattentaufe feierten Tim & Puma Mimi Anfang Mai im Exil in Zürich (Tickets). Im Sommer werden die Höhepunkte ein Auftritt am Berner Gurtenfestival und Ende August im Zürcher Kaufleuten (Tickets) sein. Danach soll sie die Reise nach Deutschland führen.
Für Asienspiegel schreibt Puma Mimi im Facetten-Blog regelmässig über japanische Bands, Events, Architektur und Kunst. Sie zeigt den Lesern eine Kultur Japans, die jung und angesagt und in Europa kaum bekannt ist. Mehr über den Alltag von Tim & Puma Mimi erfahren Sie über Facebook.
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