Ein Natto vom Himmel
Der gelbe Sand ist für die Chinesen eine regelrechte Plage. Regelmässig decken sie in Form von Sandstürmen die chinesische Hauptstadt Beijing komplett ein. Der Klimawandel und zunehmende Verwüstung grosser Flächen im Norden Chinas haben diese Situation in den letzten Jahren verschärft.
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Bis nach Südkorea und Japan wird der gelbe Sand geblasen. Die Feinpartikel gelten als besonders gesundheitsgefährdend. Auch Forscher der Universität Kanazawa in der japanischen Präfektur Ishikawa befassten sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen des gelben Sands und stiessen dabei auf eine überraschende Erkenntnis. So befindet sich im gelben Sand ein Bakterium, mit dem sich das japanische Traditionsgericht Natto herstellen lässt.
Natto ist ein simples wie nahrhaftes Produkt, das aus fermentierten Sojabohnen besteht. Das Markenzeichen sind nicht endende, klebrige Fäden sowie ein ziemlich starker Geruch, den manch einer mit stinkenden Sportsocken vergleicht.
Unterschiedliche Geschmäcker
Speziell die Japaner von Tokio bis nach Hokkaido lieben Natto für seine gesundheitsfördernden Wirkung. Den Bluthochdruck soll es senken helfen, auch für die Knochen und für die Krebsprävention sei das Gericht gut.
Die Menschen im Südwesten Japans bestreiten zwar die gesundheitliche Wirkung nicht, haben jedoch gegenüber Natto ihre Vorbehalte, gerade wegen seines Gestanks. Der Übeltäter ist das aus der Erde stammende Bakterium Bazillus subtilis natto, das für die Fermentation der gekochten Bohnen benötigt wird. Erst damit werden die Sojabohnen klebrig und geruchsintensiv.
Bakterien im gelben Sand
Ausgerechnet bei der Analyse des gelben Sands fand Assistenzprofessor Teruya Maki von der Universität Kanazawa ein dem Subtilis natto ähnliches Bakterium vor, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Der Forscher fackelte nicht lange und produzierte daraus Natto. Ein Lebensmittelhersteller half ihm dabei. Geboren war das Himmels-Natto (jp. Sora-Natto) fermetniert mit der Hilfe von Gelben-Sand-Bakterien, eingefangen in 3000 Metern Höhe.
Gesundheitsgefährdend sei das Sora-Natto trotz des Gelben Sands nicht, wie Maki betont. Es soll gar noch zusätzliche Nährstoffe wie Magnesium und Kalzium haben. Die klebrigen Fäden und der Gestank unterscheiden sich kaum, auch wenn dem Sora-Natto von gewissen Testessern ein milderer Geruch attestiert wird.
Ein Milliardengeschäft
Noch ist das Produkt kein Verkaufsschlager. Einzig in der Kantine der Universität Kanazawa wird das Sora-Natto für günstige 50 Yen angeboten. Erfinder Teruya Maki hofft derweil auf den grossen Durchbruch. Immerhin ist der Verkauf von Natto in Japan ein Milliardengeschäft.
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