Kei­ne Kin­der, kei­ne Kreide

Ein Schulzimmer in Japan.
Ein Schul­zim­mer in Japan. Foto: flickr/​ajari

Trotz der Digi­ta­li­sie­rung aller mög­li­chen Berei­che des Lebens hat die Krei­de im Schul­zim­mer wie durch ein Wun­der bis heu­te über­lebt. In Japans öffent­li­chen Schu­len ist die schwar­ze Wand­ta­fel noch immer anzu­tref­fen. Ja, für Leh­rer und Schü­ler ist sie sogar ein Mit­tel zur künst­le­ri­schen Ent­fal­tung gewor­den, wie die unzäh­li­gen Twit­ter-Posts von Wand­ta­fel-Kunst­wer­ken zei­gen (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Und den­noch macht auch die­ses schein­bar nicht unter­zu­krie­gen­de Lehr­mit­tel schwie­ri­ge Zei­ten durch, wie der Nie­der­gang von Hago­ro­mo Bun­gu aus Nago­ya zeigt. Das Unter­neh­men aus Nago­ya pro­du­ziert seit über 80 Jah­ren Krei­de für die Schu­len. Doch nun ist Schluss damit, wie Fir­men­prä­si­dent Taka­yasu Watana­be in einer Pres­se­mit­tei­lung ver­kün­de­te.

Im Febru­ar 2015 soll die letz­te Krei­de pro­du­ziert, im März noch die letz­ten Ver­käu­fe abge­wi­ckelt wer­den. Danach wird Hago­ro­mo Bun­gu Geschich­te sein. Der Grund für das plötz­li­che Aus ist das Ende des Mono­pols der klas­si­schen Wand­ta­fel. Lap­top und Tablets sowie die alter­na­ti­ve, ein­fa­cher zu unter­hal­ten­de weis­se Wand­ta­fel sind zu har­ten Kon­kur­ren­ten im Schul­zim­mer gewor­den. Die Krei­de hat nicht mehr die Prio­ri­tät, die sie einst genoss.

Zu wenig Kinder

Die sin­ken­de Nach­fra­ge hat aber auch mit einem gesell­schaft­li­chen Phä­no­men zu tun, wie Prä­si­dent Watana­be schreibt. Die sin­ken­de Gebur­ten­ra­te hat zu einer Schlies­sung von zahl­rei­chen Schu­len geführt. Gera­de auf dem Land kämpft man bereits heu­te gegen den aku­ten Bevöl­ke­rungs­rück­gang (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die Schlies­sung des 1873 eröff­ne­ten Schul­hau­ses Fukiya in der japa­ni­schen Stadt Taka­shi wegen Kin­der­man­gels wur­de vor zwei Jah­ren zu einem stell­ver­tre­ten­den Bei­spiel für das aku­te Pro­blem (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Und wenn ein Land kei­ne Kin­der mehr hat, dann braucht es auch kei­ne Krei­de mehr. Prä­si­dent Watana­be hat zudem ver­geb­lich nach einer Nach­fol­ge­lö­sung gesucht, wie er betont. So habe er sich schliess­lich für die Ein­stel­lung der Krei­de-Pro­duk­ti­on entschieden.

Ein klei­nes Stück Industriegeschichte

Damit geht auch ein Stück japa­ni­sche Indus­trie­ge­schich­te zu Ende. 1932 wur­de das Unter­neh­men in Nago­ya gegrün­det. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges wur­de die Fabrik zer­stört und 1947 unter dem heu­ti­gen Namen wie­der auf­ge­baut. Hago­ro­mo Bun­gu ent­wi­ckel­te ganz unter­schied­li­chen Kreiden.

Einen Namen mach­te es sich mit einer Krei­de, die an den Hän­den kei­ne Spu­ren hin­ter­lässt. Rund 30 Pro­zent Markt­an­teil hat­te das Unter­neh­men in Japan, jähr­lich 45 Mil­lio­nen Krei­de­stü­cke pro­du­zier­te es jähr­lich. Trotz­dem san­ken Umsatz und Gewinn. Am Ende reich­te es nicht, um die Zukunft zu sichern.

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