Als die US-Japaner interniert wurden
«Niemand darf weggesperrt werden, nur weil er die gleiche Rasse, Ethnie oder Religion wie ein Terrorist oder ein Spion besitzt. Wenn wir diese Lektion von der Internierung der japanischstämmigen Amerikaner im Zweiten Weltkrieg nicht gelernt haben, dann sind es gefährliche Zeiten für unsere Demokratie.» Diese mahnenden Worte stammen von Fred Korematsu aus dem Jahr 2004. Sie sind aktueller denn je.
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Das Porträt dieses amerikanischen Helden zierte am 30. Januar die Homepage der amerikanischen Google-Seite. Es mag kein Zufall gewesen sein. Der Tech-Gigant ist einer der grössten Kritiker der von US-Präsident Donald Trump erlassenen Einreisesperre gegen Bürger von 7 muslimischen Staaten, die weltweit für Empörung sorgt. Mitgründer Sergey Brin nahm gar höchstpersönlich an einer Anti-Trump-Demo im Flughafen von San Francisco teil.
Kampf für Gerechtigkeit
Das Schicksal von Fred Korematsu ist ein Beweis dafür, wie gefährlich und folgenschwer die willkürliche Politik der Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Ethnie, Religion oder Nationalität ist.
Korematsu wurde 1919 als Sohn japanischer Einwanderer im kalifornischen Oakland geboren. Im Mai 1942, nicht einmal ein Jahr nach Pearl Harbor, erliess der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt ein Dekret, das zur Folge hatte, dass über 115’000 Menschen japanischen Ursprungs, die an der US-Pazifikküste lebten, in Internierungslager ins Landesinnere verlegt wurden. Sie galten für die Zeit des Krieges als Staatsfeinde, obwohl über 60 Prozent von ihnen den amerikanischen Pass besassen und seit Generationen in den USA gelebt hatten.
Auch der damals 23-jährige Fred Korematsu wurde aufgefordert, sich bei den Behörden zu melden. Er weigerte sich und tauchte ab. Für Korematsu war diese verordnete Ausgrenzung ein Akt gegen die von den USA hochgehaltenen Freiheiten. Lange konnte er sich nicht verstecken. Er wurde verhaftet und in ein Internierungslager im Bundesstaat Utah gesperrt. Korematsu kämpfte mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese Vorverurteilung der japanischstämmigen Amerikaner. Sein Fall ging bis vor das Oberste Gericht. Er verlor. Die Richter argumentierten, dass eine solche Massnahme zwar verfassungsmässig fragwürdig, in Zeiten der Gefahr jedoch gerechtfertigt sei.
Die späte Rehabilitation
Nach dem Krieg kamen Korematsu wie auch allen anderen Internierten frei. Korematsu gründete eine Familie. Seine Enttäuschung über den Umgang der USA mit den Japan-Amerikanern blieb. Lange sprach er jedoch nicht über das dunkle Kapitel.
Erst dreissig Jahre später folgte ein Umdenken auf höchster Ebene. Präsident Gerald Ford beendete offiziell das Dekret und entschuldigte sich gegenüber allen Betroffenen von damals. 1983 wurde das Urteil gegen Korematsu gekippt. 1988 unterzeichnete Präsident Ronald Reagan den Civil Liberties Act, der zur endgültigen Rehabilitation wurde. Jeder noch lebende ehemalige Internierte wurde entschädigt. Die Regierung erklärte das damalige Dekret als eine Entscheidung, die auf «rassistischen Vorurteilen, Kriegshysterie und einem Versagen der politischen Führung» basierte.
1998 verlieh Präsident Bill Clinton Fred Korematsu für dessen Kampf für Gerechtigkeit die Presidential Medal of Freedom, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen des Landes. Korematsu setzte sich für den Rest seines Lebens gegen Rassismus und für die Einhaltung der Verfassung ein. Er starb 2005 im Alter von 86 Jahren.
Der 30. Januar gilt seit einigen Jahren in den Bundesstaaten Kalifornien, Hawaii, Florida und Virgina offiziell als «Fred Korematsu Day». Für Google war es der passende Moment, in diesen unruhigen Zeiten Fred Korematsu auf der Homepage zu ehren. Die Erinnerung an sein Leben, seinen Einsatz für Gerechtigkeit und seine mahnenden Worte sind wichtiger denn je.
Tapfere Soldaten
Wie widersprüchlich dieser Erlass von 1942 war, bewies nebenbei auch das 442. Infanterie-Regiment, das fast ausschliesslich aus 4000 Japan-Amerikanern bestand. Rund 3000 von ihnen stammten aus Hawaii, der Rest wurde aus Freiwilligen, die in den Internierungscamps waren, zusammengesetzt. In Hawaii, wo fast ein Viertel der Bevölkerung japanischen Ursprungs war, wurde auf drastische Massnahmen wie an der Pazifikküste verzichtet.
Im Zweiten Weltkrieg kämpfte das 442. Infanterie-Regiment in Italien, Südfrankreich und Deutschland. Seine Soldaten befreiten die französische Stadt Bruyères und rettete eine Gruppe von 275 texanischen Soldaten aus der Umkreisung der Deutschen. Mit 21 Tapferkeitsmedaillen wurde es zum meist ausgezeichneten Regimenten der US-Militärgeschichte.
«Ihr habt nicht nur den Feind bekämpft, sondern auch Vorurteile. Und ihr habt obsiegt», lobte US-Präsident Harry Truman mit einem offiziellen Empfang das 442. Regiment nach dem Krieg (Asienspiegel berichtete).
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