Das öffentliche Telefon: Japans Lebensversicherung
Für viele wirkt es wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit: Das öffentliche Telefon. In Japan sieht man es noch in Bahnhöfen, Kaufhäusern, Minimärkten und Poststellen stehen, in grüner oder grauer Farbe. Es ist allseits präsent, auch wenn es im Smartphone-Zeitalter nicht mehr so viel benutzt wird. 1984 gab es im ganzen Land noch 930’000 öffentliche Telefon. 2017 wurden noch knapp 160’000 gezählt. Ausgedient hat diese Kommunikationsmethode aber noch lange nicht.
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Denn für Japan ist das öffentliche Telefon eine Lebensversicherung. Im Falle einer Natukatastrophe ist es das mit Abstand zuverlässigste Kommunikationsgerät, wie sich zuletzt beim grossen Erdbeben und dem darauffolgenden Stromausfall in Hokkaido (Asienspiegel berichtete) im vergangenen September zeigte. Denn selbst bei Stromausfällen ist bei den öffentlichen Telefonen die Funktionsfähigkeit gewährleistet, wie Mainichi Shimbun berichtet. Seit der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 werden in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden sogar immer mehr öffentliche Telefone so aufgerüstet, dass man sie im Notfall kostenlos benutzen darf.
Das Problem ist nun aber, dass Kinder und Jugendliche, die das Analogzeitalter gar nie erlebt haben, diese grünen Telefone gar nicht mehr wahrnehmen. Eine Umfrage von NTT East ergab, dass 77 Prozent der Grundschüler noch nie ein öffentliches Telefon benutzt haben. 27,3 Prozent wissen nicht einmal von dessen Existenz, wie Internet Watch berichtet. Auf die Frage, wie man mit jemanden Kontakt aufnimmt, wenn weder Internet noch Smartphone zur Verfügung steht, hatten 47 Prozent gar keine Antwort. Gerade mal 12,8 Prozent nannten das öffentliche Telefon. 18 Prozent meinten derweil, dass sie die Person direkt treffen würden.
Mit Manga das Telefon erklären
Das Telekomunternehmen NTT East, das die eine Hälfte Japans mit öffentlichen Telefon versorgt, hat aus diesem Grund gleich mehrere Kampagnen gestartet. In 2200 Schulen wurden entsprechende Plakate aufgehängt, auf denen die Funktion dieses alten Kommunikationsgerätes in Manga-Form erklärt wird. Ausserdem wurden 900’000 entsprechende Informationsblätter verteilt. Ja sogar mit einer eigenen Website versucht das Unternehmen, die Bedeutung und Bedienung des grünen Telefons spielerisch zu erklären.
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