Das Land der 8,5 Millionen Geisterhäuser
Bei einer Reise durch das ländliche Japan fällt einem auf, dass es viele verlassene Häuser gibt, um die sich niemand mehr kümmert (siehe Fotos unten). Eine zu hohe Grundsteuer und ein rasanter Bevölkerungsrückgang sind zwei Hauptgründe für diesen Zustand. Hinzu kommt die Tatsache, dass in Japan kaum jemand in ein altes Haus ziehen möchte. Viel lieber baut man sich ein eigenes Familienhaus in einem neu erschlossenen Wohngebiet.
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Das führt dazu, dass von den insgesamt 62,5 Millionen Wohneinheiten in Japan 8,46 Millionen leer stehen, wie eine aktuelle Statistik der Regierung zeigt. Das sind 13,6 Prozent aller Wohneinheiten. 1963 gab es offiziell 520’000 verlassene Häuser. 1993 waren es bereits 4,48 Millionen und nun ist es schon fast das Doppelte. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Bis 2033 werden es 21,6 Millionen Geisterhäuser sein.
Die Regionen mit den meisten ungenutzten Häusern
Das Phänomen betrifft dabei sämtliche Regionen. So gibt es keine Präfektur, die einen Anteil von weniger als 10 Prozent verlassener Häuser hat. Am besten schneiden dabei die Präfektur Saitama bei Tokio (10,2%), die Präfektur Okinawa (10,2%) und Tokio selber (10,6%) ab. Die Präfekturen mit den meisten Geisterhäusern sind derweil Yamanashi (21,3%) beim Fuji, Wakayama südlich von Osaka (20,3%), Nagano in den japanischen Alpen (19,5%) und Tokushima (19,4%) auf Shikoku. Damit steht in diesen Regionen jedes fünfte Haus leer. Überhaupt ist die kleinste Hauptinsel Shikoku ganz stark von diesem Zerfall betroffen.
Inzwischen gibt es Bemühungen, diesen Trend zu bremsen. Mit neuen Gesetzen möchte man es vereinfachen, lange Zeit ungenutzte Häuser, deren Besitzer man nicht ausfindig machen kann, abreissen zu dürfen, damit man das Grundstück für öffentliche Zwecke nutzen kann. Neue steuerliche Anreize könnten ebenfalls Abhilfe schaffen. Mit Subventionen möchte die japanische Regierung zudem historische Häuser, die vor 1951 gebaut wurden, restaurieren lassen (Asienspiegel berichtete). Einige davon kann man zu Museen, Herbergen oder Restaurants umbauen. Städte wie Kyoto und Kanazawa, wo zahlreiche historische Machiya-Stadthäuser touristisch genutzt werden, machen es bereits erfolgreich vor.
Die berühmteste Geisterstadt
Übrigens sind in Japan nicht nur private Häuser davon betroffen. Auch Fabriken, Schulen, Vergnügungsparks stehen verlassen herum. Zu weltweiter Bekanntheit haben es das 2006 geschlossene Royal-Hotel auf der Insel Hachijō-jima (siehe Foto oben) sowie die Geisterinsel Hashima bei Nagasaki geschafft (siehe Video ganz unten). Letztere wurde sogar zum Schauplatz des James-Bond-Films «Skyfall». Seit 2015 gehört die Insel, auf der einst über 5000 Menschen lebten, sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe (Asienspiegel berichtete).
Video: Die Schlachtschiffinsel
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