Die verschwundene Insel
Am Nordzipfel Hokkaidos befindet sich das kleine Dorf Sarufutsu mit 2800 Einwohnern. Der Ort lebt von der Fischerei, der Landwirtschaft und dem Tourismus. Insbesondere unter Motorradfahrern ist Sarufutsu bekannt. Die Küste des Dorfes markiert zusammen mit der Stadt Wakkanai einen Teil der nördlichen Grenze Japans. Genauer gesagt sorgt das 500 Meter von der Küste von Sarufutsu entfernte Eiland Esambe Hanakita Kojima dafür, dass Japans Hoheitsgewässer im Norden noch ein Stück weiter ins Meer hinausreichen (siehe Karte unten). Erst 1987 entdeckte die Küstenwache diesen Felsen, der rund 1,4 Meter aus dem Wasser ragt – oder besser gesagt: einst aus dem Wasser ragte. Denn vom Inselchen fehlt inzwischen jede Spur.
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Bereits im November 2018 bemerkte man diese Veränderung (Asienspiegel berichtete). Im Frühling machte sich die japanische Küstenwache auf Spurensuche. Nun hat die Untersuchung ergeben, dass die Insel tatsächlich nicht mehr existiert, wie die Hokkaido Shimbun berichtet. Es wird angenommen, dass eine natürliche Erosion die Erhebung des Felsens verschwinden liess.
Es ist das erste Mal überhaupt, dass eine der knapp 500 Grenzinseln des japanischen Staates, für verloren erklärt wird, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Denn das Seerechtsübereinkommen der UNO definiert eine Insel als «eine natürlich entstandene Landfläche, die vollständig vom Wasser umgeben ist und über den Wasserspiegel hinausragt». Auf die ausschliessliche Wirtschaftszone hat dieser Verlust keinen Einfluss. Hingegen verliert Japan damit 0,03 Quadratkilometer seines Hoheitsgewässers, ausser es gelingt dem Land, die Insel als eine «trockenfallende Erhebung» (Land, das nur bei Ebbe sichtbar ist) zu definieren. Durch die Nähe zu Hokkaido wäre selbst ein gesamter Verlust verkraftbar.
Erst 2014 getauft
Esambe Hanakita Kojima erhielt erst 2014 ihren offiziellen Namen (Asienspiegel berichtete). Damals stellte Japan fest, dass 158 der knapp 500 Inseln, die die Grenze des japanischen Staatsgebietes markieren, keinen Namen hatten. So wurden zahlreiche Inseln kurzerhand getauft. Dabei zeigte sich die Regierung gewillt, auch der kleinsten Erhebung im Meer einen staatlich registrierten Namen zu geben. Esambe Hanakita Kojima war so ein Beispiel. Die Massnahmen waren eine Reaktion auf die Territorialstreitigkeiten mit China um die Senkaku-Inseln im Südwesten Japans.
Die südliche Grenzinsel und die vergrösserte Insel
Die speziellste Grenzinsel Japans ist zweifellos Okinotorishima, 1740 Kilometer südlich von Tokio (siehe Foto unten). Es handelt sich um ein Untermeeres-Atoll, das aus drei befestigten kreisförmigen Minilandmassen und einer Forschungsstation auf einer erhöhten Plattform besteht. Okinotorishima markiert so das südlichste Territorialgebiet Japans im Pazifik. Der Inselstaat unternimmt seit 30 Jahren grosse Anstrengungen, das Eiland über Wasser zu halten, um so seine territorialen und wirtschaftlichen Ansprüche in dieser strategisch wichtigen Region zu wahren.
Im Land der Vulkane kommt es aber auch immer wieder zu Landerweiterungen, zuletzt geschah dies zwischen 2013 und 2015. Ein zwei Jahre anhaltender Unterwasser-Vulkanausbruch vergrösserte die unbewohnte Insel Nishinoshima, 1000 Kilometer südlich von Tokio, um das Neunfache (siehe Foto unten) (Asienspiegel berichtete).
Der Standort von Esambe Hanakita Kojima
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