Book-off: Japans Liebe zum Secondhand-Buch
Es gab Zeiten in Japan, als fast alle Passagiere in den Zügen in ein Buch vertieft waren. Oft handelte es sich um Taschenbücher im handlichen A6-Format, die auf Japanisch Bunkobon heissen. Das Smartphone mag diese Pendler-Gewohnheit für immer verändert haben, die Liebe zum Buch ist jedoch geblieben. Der beste Beweis dafür ist der Erfolg von Book-off. 1991 wurde dieser Secondhand-Buchladen eröffnet. Dessen Prinzip ist denkbar einfach. Das Unternehmen kauft von Privatpersonen gebrauchte Bücher, Mangas, DVDs und verkauft diese wieder zu einem günstigen Preis. In der Wirtschaftskrise der 1990er-Jahre wurde dieses Konzept zu einem Erfolg, das bis heute anhält und der Digitalisierung erfolgreich trotzt.
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801 Book-off-Läden gibt es im Land. In Übersee sind es aktuell 16, davon befinden sich drei in Paris. Über 12’000 Menschen beschäftigt die Kette. An den Hauptstrassen in den Vorstädten gehört ein Book-off zum Standardangebot. Der Secondhand-Handel beschränkt sich nicht nur auf Bücher. In den sogenannten «Book-off Super Bazaar»-Ablegern gibt es gebrauchte Elektrogeräte, Kleider, Instrumente, Spielzeuge oder auch Küchengeräte zu kaufen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird dieses Angebot besonders geschätzt.
Der ungewöhnliche Aufruf
Der Nachschub schien bei diesem Konzept endlos zu sein. Umso überraschender war das ungewöhnliche Video von Book-off Ende August. Darin riefen Angestellte der Kette die Zuschauer auf, ihnen dringend Bücher vorbeizubringen und zu verkaufen.
Die Angestellten zählen im Video alle möglichen Bücher auf, die man bei Book-off loswerden könnte – wie zum Beispiel «Bücher, die man nur gekauft hat, um cool zu wirken», «Bücher, die man auf Seite 3 aufgehört hat zu lesen» oder «Bücher, die man trotz der zusätzlichen Zeit zuhause noch immer nicht gelesen hat». Zudem dürfen alle, die bis zum 13. September drei Taschenbücher in den Ablegern der Präfekturen Tokio und Kanagawa vorbeibringen, an einem Gewinnspiel teilnehmen.
Zu wenig Bücher, zu hohe Nachfrage
Der Grund für den fehlenden Nachschub ist die Corona-Krise, wie TV Asahi berichtet. Während des Notstandes im April und Mai 2020 nahm der Ankauf an Büchern um 25 Prozent ab. Gleichzeitig stiegen die Verkaufszahlen in den Sommermonaten stark an. Auch in Japan ist man wegen der anhaltenden Corona-Krise wieder häufiger zu Hause. In diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten scheinen günstige Bücher begehrt zu sein. All dies hat dazu geführt, dass sich die Lager bei Book-off allmählich leeren.
Um auf die gewöhnlich höhere Nachfrage im Herbst vorbereitet zu sein, hat Book-off nun zu dieser ungewöhnlichen Videobotschaft gegriffen. Der Aufruf könnte Wirkung zeigen. Immerhin zählt das Video auf Youtube schon über 310’000 Aufrufe.
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