Sayonara war gestern
Seit 2009 schreibe ich diesen Blog. Über 4300 Artikel haben sich so angesammelt. In dieser Serie stelle ich einen überarbeiteten Beitrag aus diesem Archiv vor. Der folgende Artikel erschien am 21. Mai 2016.

AUS DEM ARCHIV – Selbst wenn Sie noch nie in Japan waren: Die japanischen Wörter Konnichiwa, Arigato oder auch Sayonara haben Sie bestimmt schon gehört. Doch gerade Sayonara, das klassische Wort für «Auf Wiedersehen», scheint allmählich aus der Mode zu kommen, wie die Sankei Shimbun in einer nicht repräsentativen Strassenumfrage in Osaka festgestellt hat.
30 Personen im Alter von 20 bis 70 Jahren hat die Zeitung spontan befragt. Davon sagten 21, oder 70 Prozent, dass sie Sayonara in den Alltagskonversationen gewöhnlich nicht gebrauchen. Es stellt sich dabei heraus, dass der Verzicht eine Frage des Alters ist. Bei den jüngeren Befragten zwischen 20 und 40 liegt der Prozentsatz sogar bei hohen 80 Prozent. Bei den älteren Semestern ab 40 Jahren ist dieser Wert bei 60 Prozent.
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Als Grund für den Verzicht meinen die meisten, dass Sayonara etwas Endgültiges habe, so als würde man sich nie wieder sehen. Für die Jugendlichen ist das Wort wiederum zu formell oder zu distanziert. Die meisten verwenden Sayonara, wenn man respektvoll «Auf Wiedersehen» sagen möchte und auf keinen Fall etwas falsch machen möchte. Dabei hatte Sayonara in früheren Zeiten überhaupt nicht diesen formellen Klang. Erst in den letzten Jahrzehnten hat es für viele dieses Gefühl des endgültigen Abschieds erhalten. Eine These ist, dass häufige emotionale Verwendung von Sayonara in Enka-Liedern oder J-Pop-Songs zu dieser Interpretation beigetragen haben.
Zahlreiche Varianten
So drückt man sich heutzutage beim Abschied unter Freunden viel lieber in einer Art aus, in der die Hoffnung auf ein weiteres Treffen mitschwingt. In der Alltagskonversation sind Varianten wie «Mata ne» («Bis morgen!»), «Ja ne» («Bis dann!»), «Baibai» («Bye bye») oder «Mata kondo/Kondo ne» («Bis zum nächsten Mal») weitaus gebräuchlicher. Wird es formeller, wie bei der Arbeit, dann kann man «Mata ashita mo yoroshiku onegaishimasu» (was so viel bedeutet wie: «Ich freue mich, morgen wieder mit Ihnen zu arbeiten») verwenden. Sollte man frühzeitig gehen, sagt man «O saki ni shitsurei shimasu» («Es tut mir leid, dass ich früher gehe»).
Verabschiedet man sich nach einem langen Arbeitstag unter Mitarbeitern ist die Variante «Otsukare-sama» oder «Otsukare-sama desu» gebräuchlich, mit der man seinen Dank für die geleisteten Bemühungen zum Ausdruck bringt – und damit indirekt auch auf «Auf Wiedersehen» sagt. «Otsukare-sama» kann übrigens in verschiedenen Situationen verwendet werden, so auch beim feierabendlichen Zuprosten.
Wie verabschieden Sie sich?
Sich verabschieden auf Japanisch ist komplex. Jedes Wort beinhaltet eine andere Nuance. Stets muss man die genaue soziale und berufliche Beziehung zur Person, von der man sich verabschiedet, beachten. Die Liste der Abschiedswörter ist entsprechend lang.
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