Die Bahnlinie am östlichen Ende Japans
Die Nemuro-Hauptlinie ist mit 444 Kilometern die längste Bahnstrecke von Hokkaido. Sie führt vom Westen der Nordinsel bis zur abgelegenen Halbinsel Nemuro, dem östlichsten Zipfel des Landes. Die Bahnlinie ist eingleisig und umfasst 67 Bahnhöfe. Die Strecke ermöglicht, dass man mit dem Expresszug Super Ōzora in 3 Stunden 35 Minuten von Sapporo bis nach Kushiro gelangt.
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Ruhiger wird es auf dem anschliessenden 135,4 Kilometer langen Abschnitt zwischen Kushiro und Nemuro, der als Hanasaki-Linie bezeichnet wird und die östlichste Eisenbahnstrecke in Asien ist. Die Fahrt erfolgt mit einem Ein-Wagen-Zug und dauert über zwei Stunden. Es ist ein Ausflug durch eine vielfältige Landschaft. Sumpfgebiete, Wälder, Ackerland, Wildtiere, Vögel, pittoreske Küstenabschnitte, abgelegene Dörfer und den Pazifik bekommt der Passagier zu Gesicht.
Die Liebe zur Hanasaki-Linie
Die Hanasaki-Linie hatte jedoch schon bessere Zeiten. 1975 benutzten täglich 1879 Menschen diesen kleinen Lokalzug. Heute sind es noch 264. Der Abschnitt schreibt seit Jahren rote Zahlen. Betreiber JR Hokkaido spielt schon länger mit dem Gedanken, die Hanasaki-Linie auszusortieren. Es ist der engagierten Lokalregierung von Nemuro und einer grossen Anhängerschaft im ganzen Land zu verdanken, dass dies noch nicht geschehen ist. So nahm die Hanasaki-Linie 2018 über das Steuerspenden-Programm Furusato Nōzei stolze 300 Millionen Yen ein. Über 20’000 Menschen im ganzen Land trugen dazu bei.
Diese Gelder wurden unter anderem genutzt, um die Faszination der Hanasaki-Linie touristisch bekannter zu machen. Ein zweisprachiger Online-Aufritt, die Produktion professioneller Videos und Fotos sowie zahlreiche Medienbeiträge zeigten Wirkung. Im vergangenen Jahr sammelte Nemuro für die Hanasaki-Linie weitere 50,73 Millionen Yen, weit mehr als die angepeilten 2 Millionen Yen. Eine neue Verwendung der Gelder wird eine Erlebnisfahrt für alle Kinder in Nemuro sein, um ihnen die Bedeutung der Linie näherzubringen. Ausserdem musste der Lokalzug auf eine Zwei-Wagen-Komposition erweitert werden, um in der Corona-Zeit die Sicherheit zu gewährleisten. Auch für diese Kosten kommt die Stadt Nemuro auf. Das Crowdfunding wird in diesem Jahr fortgesetzt.
Die Zukunft der Bahn in Hokkaido
Es ist nicht der einzige Bahnabschnitt der Nordinsel, der mit neuen Mitteln um das Überleben kämpfen muss. JR Hokkaido schreibt seit Jahren rote Zahlen (Asienspiegel berichtete). Die 1987 erfolgte Privatisierung hatte sich auf der Nordinsel nie ausbezahlt. Keine einzige Linie schreibt schwarze Zahlen. Das Problem ist, dass der Bahnbetreiber riesige Distanzen abdecken muss und dies bei einer schrumpfenden Bevölkerungszahl. Zudem ist das Auto schon lange das bevorzugte Verkehrsmittel der Einwohner. Viele Lokalbahnen werden hauptsächlich von Highschool-Schülern und älteren Menschen genutzt.
Die Corona-Krise hat diese schwierige Lage weiter akzentuiert (Asienspiegel berichtete). Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug der Verlust hohe 43,1 Milliarden Yen. Ohne Hilfsgelder des Staates würde es JR Hokkaido noch schlechter gehen. In den kommenden drei Jahren wird der Bahnbetreiber mit weiteren 130 Milliarden Yen durch den Staat gestützt. Derweil schreitet der schrittweise Abbau der Bahnlinien voran. Mehrere Abschnitte wurden bereits eingestellt (Asienspiegel berichtete). Andere überleben, indem sich Gemeinden mit öffentlichen Geldern beteiligen. JR Hokkaido geht davon aus, dass die Hälfte des Streckennetzes in absehbarer Zukunft nicht mehr unterhalten werden kann.
Die Fahrt im Winter
Der Standort der Hanasaki-Linie
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