Die Wasserschlacht vor Senkaku
(jak/ma) Was die chinesischen Fischer letzte Woche ankündigten, haben die taiwanischen Kollegen nun vollführt. Mit rund 40 Fischerbooten und 8 Patrouillenbooten sind sie die Gewässer der umstrittenen Senkaku-Inselgruppe eingedrungen.
Die japanische Küstenwache reagierte umgehend. Mit Wasserwerfen griffen die rund 21 Schiffe der japanischen Seite an an. Taiwans Patrouille antwortete mit den gleichen Mitteln, bevor sich alle seine Schiffe und Fischerboote zurückzogen. Rund 4 Stunden dauerten die ungewöhnlichen Scharmützel, wie die Nikkei Shimbun berichtet.
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Was die Anzahl der Fischerboote betrifft, unterscheiden sich Taiwans Medien von den japanischen Berichten. So schreibt die taiwanische Nachrichtenagentur CNA von 75 taiwanischen Fischerbooten und 12 Patrouillenschiffen, die für ihr Recht in den Gewässern zu fischen, protestierten.
Eine Schlacht mit Megaphonen und Flutlicht
Die Boulevardzeitung Apple Daily, die wie andere taiwanische Medien mit eigenen Reportern vor Ort war, machte die Geschichte gross auf, beschrieb den Ablauf der Seeschlacht ausführlich. Wang Chung-yi der taiwanischen Küstenwache sagte gegenüber Radio Taiwan International, die Japaner hätten mit Megaphonen, Wasserwerfern und Flutlicht die taiwanischen Fischer vertreiben wollen.
Taiwans Küstenwache habe darauf mit den selben Mitteln geantwortet. Man habe den Japanern klar machen wollen, dass die Küstenwache Taiwans Bürger beschütze und die japanischen Schiffe, die Gewässer sofort verlassen müssten.
Bereits letzte Woche kündigten 1000 chinesische Fischer an, in den Senkaku-Inseln ihrer Arbeit nachzugehen zu wollen (Asienspiegel berichtete). Am Ende blieb es bei einem kurzen Auftauchen der chinesischen Patrouille in den umstrittenen Gewässern.
Lob von Präsident Ma
Wie China und Japan betrachtet auch Taiwan die Inselgruppe als Teil seiner Souveränität. Die Aktion der Fischerboote überrascht dennoch. Denn bislang hielt sich Taipeh aus den grösseren Streitigkeiten heraus.
Präsident Ma Ying-jeou schlug Anfang August gar vor, die Erschliessung der vermuteten Gasressourcen bei den Senkaku-Inseln gemeinsam anzugehen (Asienspiegel berichtete).
Auf die Souveränitätsansprache will jedoch auch Ma nicht verzichten. Das Vorgehen der taiwanischen Fischer bezeichnete er als «patriotischen Akt». Seit 1996 stossen taiwanische Fischerboote regelmässig bis in die Zone der Senkaku-Inseln vor.
Gespräche in Beijing
Japan derweil verurteilte die Aktion, betonte jedoch gleichzeitig die freundschaftlichen Beziehungen zu Taiwan. Der japanische Vize-Aussenminister Chikao Kawai hat sich derweil in Beijing zu Gesprächen getroffen.
Einen Tag zuvor hatte China die Feiern zur 40-jährigen Normalisierung der diplomatischen Beziehungen mit Japan abgesagt (Asienspiegel berichtete). Die Streitigkeiten zwischen den beiden Länder entfachten endgültig, als Japans Premier Yoshihiko Noda aus innenpolitischem Druck am 11. September 3 Senkaku-Inseln von privater in staatliche Hand überführte. Zuvor waren sie im Besitz der japanischen Familie Kurihara (Asienspiegel berichtete).
Viel Innenpolitik
Im Konflikt zwischen den Japan und China steckt viel Innenpolitik. Es wird angenommen, dass bereits nächsten Monat Chinas Präsident Hu Jintao als Parteiführer abtreten wird. Auf ihn wird aller Voraussicht nach Xi Jinping folgen. In Japan kämpft derweil Premierminister Yoshihiko Noda um politische Zustimmung. Neuwahlen werden spätestens im Frühjahr 2013 erwartet.
Weder für die Regierung Beijing noch für die in Tokio sind es Zeiten, Schwäche zu zeigen. Das kann internationale Folgen haben.
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