Das baldige Ende des Fischmarktes
Seit 80 Jahren existiert der Tokioter Tsukiji-Fischmarkt in seiner heutigen Form. Die viertelkreisförmige Gebäudearchitektur sollte den Händlern eine möglichst grosse Verkaufsfläche bieten, war die Idee der damaligen Planer. Heute ist die Infrastruktur veraltet und platzt aus allen Nähten. Täglich sind bis zu 60’000 Menschen in diesem Komplex beschäftigt, der Auktionshallen, einen Fischmarkt für Grosshändler und im äusseren Bereich einen Markt für Private bietet.
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Mit dem globalen Boom des Sushi ist der historische Ort in den letzten Jahren zu einer Pilgerstätte für ausländische Touristen geworden. Die tägliche Thunfischauktion hat sich zu einem Besuchermagneten entwickelt (hier eine Anleitung zum Besuch der Thunfischauktion) und der alterwührdige Fischmarkt zu einem Must-See für die Fischliebhaber aus aller Welt geworden.
Auch Asienspiegel hat den Ort besucht:
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Das baldige Ende
Doch schon bald findet diese Tradition ein Ende. Am 2. November 2016 wird es die letzte Auktion geben. Am 7. November 2016 wird schliesslich der neue Fischmarkt für die Grosshändler im Stadtteil Toyosu, 2,3 Kilomter südlich von Tsukiji eröffnet. Auf einem 40 Hektare grossen, aufgeschütteten Areal in der Bucht von Tokio wird ein neuer Fischmarkt aus dem Boden gestampft. 390 Milliarden Yen kostetet der Neubau.
Moderne Verkaufsflächen und sanitäre Einrichtungen, eine perfekte Kühlkette, eine angepasste Infrastruktur für den Lastwagentransport sowie einen direkten Anschluss ans städtische Autobahnnetz verspricht die Stadt den Grosshändlern. Doch nicht alle sind zufrieden. Ausserdem bleiben viele Fragen bezüglich der Zukunft des neuen wie auch den alten Fischmarkts unbeantwortet.
Sorgen bezüglich des Neuen Marktes
Viele wären gerne am alten zentrumsnahen Ort geblieben. Von den 622 Händlern werden laut der Tokyo Shimbun mindestens 45 aus finanziellen und anderen Gründen aufgeben müssen.
Der neue Ort in Toyosu musste darüberhinaus aufwendig dekontaminiert werden. Zwischen 1956 und 1976 betrieb hier der städtische Gasproduzent eine Fabrik. Nicht wenige hinterfragen daher die Standortwahl (Asienspiegel berichtete).
Im neuen Fischmarkt neben dem Grosshandelsbereich ein riesiger Shopping-Komplex mit Verkaufsständen, Restaurants und einem Onsen-Hotel geplant. Den Zuschlag für dieses Projekt hatten die Firma Kiyomura, Besitzerin der Restaurantkette Sushi Zanmai (Asienspiegel berichtete) und das Bauunternehmen Daiwa House erhalten (Asienspiegel berichtete).
Das Onsen-Debakel
Doch im Frühjahr zogen sich beide aus dem Projekt zurück. Der nahe gelegene Spa-Komplex Oedo Onsen Monogatari wurde als zu grosse Konkurrenz angesehen. Die Stadt verlängerte zum Ärger von Kiyomura mit Oedo Onsen Monogatari den Vertrag bis 2021, wie die Huffington Post Japan berichtete. Ursprünglich sollen die Behörden versprochen haben, dem neuen Komplex den Vorzug zu geben.
Kiyomura-Präsident Kiyoshi Kimura bezeichnete laut Nikkan Gendai die Vision von jährlich 4,2 Millionen Besuchern als «unrealistisch». Der neue Markt sei viel zu stark auf die Grosshändler ausgerichtet. Parkmöglichkeiten für normale Kunden seien beschränkt und ausserdem sei der Ort für den öffentlichen Verkehr nicht genügend erschlossen.
Sorgen am alten Markt
Wie genau die Zukunft des alten Standortes in Tsukiji aussiehen wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Dort, wo heute die Auktionshallen stehen, wird eine neue Autobahnverbindung für die Sommerspiele 2020 gebaut. Der Outer Market, der Markt, der allen zugänglich ist und bis heute mit seinen engen Gässchen und unzähligen Ständen den Charme der Nachkriegszeit versprüht, wird fürs Erste erhalten bleiben.
Toyosu für die Grosshändler und Tsukiji für die Kleinhändler gilt als eine Lösung, mit der viele leben könnten. Das Überleben des alten Marktes in Tsukiji hängt aber auch ganz von der Entwicklung in Toyosu sowie dem Willen der Tokioter Städteplaner ab, die nur zu gerne Altes mit Neuem ersetzen.
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