Die zwei Trendwörter des Jahres
Seit 1984 kürt der Verlag Jiyukokuminsha die japanischen Trendwörter des Jahres. 30 Wörter, die in vielerlei Hinsicht das ablaufende Jahr zusammenfassen, standen zur Auswahl (Asienspiegel berichtete). Am 1. Dezember ist der Entscheid gefallen. Gleich zwei Wörter wurden zum Trendwort 2017 gekürt. Es sind dies «Instabae» und «sontaku». Das deutsche Wort «aufheben», das durch die Gouverneurin Yuriko Koike bekannt wurde (Asienspiegel berichtete), ist derweil leer ausgegangen. Im Folgenden eine kurze Erklärung der zwei siegreichen Trendwörter:
insta-bae (インスタ映え) – Wenn ein Produkt oder eine Szenerie visuell und ästhetisch einen derart guten Eindruck hinterlässt, dass man es fotografisch für Instagram festhalten will, dann spricht man in Japan von «insta-bae» (bzw. «insuta-bae»), dem «Instagram-Glanz». So hat der Boom der sozialen Medien zum Beispiel dazu geführt, dass immer mehr junge Menschen bei Stadtbesuchen fürs perfekte Foto einen farbenfrohen Kimono oder sommerlichen Yukata mieten (Asienspiegel berichtete). Diesen Sommer gab es zudem einen Boom der Pool-Partys auf den Terrassen der Hotels und Hochhäuser in Tokio. Die Urlaubsatmosphäre bot die perfekte Gelegenheit, um sich für Instagram in Szene zu setzen (Asienspiegel berichtete).
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sontaku (忖度) – Dieses Wort kam im Zusammenhang mit dem Skandal um die geplante Eröffnung der privaten Moritomo-Schule in Osaka auf, die von der Regierung eine öffentliche Landparzelle weit unter dem üblichen Marktpreis erhalten hatte. Akie Abe, die Frau des Premiers, wollte die Schule, die einen nationalistischen Lehrplan verfolgt, gar zur Ehrenvorsitzenden erklären. Schliesslich kam gegen Premier Shinzo Abe der Vorwurf der Günstlingswirtschaft auf (Asienspiegel berichtete). Er habe nichts damit zu tun, es habe nie direkte Anordnungen gegeben, hiess von seiner Seite. Vielmehr sprach man von Entscheidungen, die auf der Ebene der Bürokratie gefallen waren. Von «sontaku» war die Rede. Das Wort beschreibt eine Form des vorauseilenden Gehorsams eines Untergebenen, der den unausgesprochenen Wunsch seines Chefs antizipiert und dementsprechend handelt. «Sontaku» ist zum Symbol für die zunehmende Machtfülle von Premier Abe geworden. In der japanischen Medienbranche versteht man «sontaku» inzwischen als Synonym für Selbstzensur. Im Online-Wörterbuch goo war «sontaku» während 4 Monaten sogar das am meisten nachgeschlagene Wort. Und nun ist es das Trendwort des Jahres.
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