Covid-19: In Tokio ist die Ruhe vorbei
In Japan richtet sich der Fokus der Corona-Krise nun ganz auf Tokio. Sei es Zufall oder nicht: Am Tag 1 nach der Verschiebung der Olympischen Spiele verzeichnet die Metropolregion neu die meisten Fälle. Vorvorgestern wurden 16, vorgestern 17 und am gestrigen 25. März über 40 neue Infizierte gemeldet. Offiziell liegt die Zahl der bestätigen Fälle damit bei mindestens 259 in der Hauptstadt (Stand: 26.3.2020). Im ganzen Land stieg die Zahl der Ansteckungen insgesamt um 91 an, so stark wie an keinem anderen Tag. Das Gesundheitsministerium schätzt, dass es in Tokio bis zum 8. April rund 530 Erkrankungsfälle geben könnte.
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Aufgrund der vergleichsweise wenigen Tests, die bislang durchgeführt wurden, muss man zudem annehmen, dass die Dunkelziffer hoch ist (Asienspiegel berichtete). Die Gouverneurin Yuriko Koike hat bereits Anfang Woche die Bevölkerung zu mehr Alarmbereitschaft aufgerufen und einen Lockdown angedroht.
Tokio verschärft die Massnahmen
Nun hat sie reagiert. Koike fordert die Hauptstädter auf, an den Wochentagen auf Home-Office zu setzen und abends nicht auszugehen. Am Wochenende sollen sie möglichst zuhause bleiben. Es gelte von unnötigen und nicht dringenden Ausflügen abzusehen und folgende drei Regeln einzuhalten: Man soll keine schlecht durchlüfteten Räumlichkeiten betreten, Menschenansammlungen meiden und bei Gesprächen eine sichere Distanz einhalten (siehe Bild unten).
Vielleicht hätte die Gouverneurin auch noch sagen müssen, dass man nach dieser Pressekonferenz keine Hamsterkäufe tätigen soll. Denn kurz darauf berichteten Tokioter, dass viele Regale in den Supermärkten bereits leergekauft waren (siehe Fotos oben und unten).
Und dabei schien in Japan die Lage lange einigermassen unter Kontrolle zu sein. Vor etwas mehr als einer Woche kam im Land sogar das Gefühl auf, dass das schlimmste überstanden sei (Asienspiegel berichtete). Doch jetzt realisiert man in Tokio und im Rest des Landes, dass die Krise womöglich erst gerade begonnen hat. Yuriko Koike betonte an der Pressekonferenz, dass bei einer Verschlechterung der Lage, strenge Massnahmen wie ein Lockdown unausweichlich seien.
Forderungen anstatt Befehle
In Japan spricht man bei den Massnahmen stets von Forderungen. Das hat damit zu tun, dass es sich um rechtlich nicht bindende Massnahmen handelt. Den Politikern sind diesbezüglich die Hände gebunden. Strengere Massnahmen könnten erst eingeleitet werden, wenn die japanische Regierung für eine Präfektur offiziell den Notstand ausruft. Dieses neue Gesetz wurde am 13. März 2020 vom Parlament gutgeheissen. Noch hat Premierminister Shinzo Abe jedoch nicht zu diesem Mittel gegriffen.
Die Vorsichtsmassnahmen visuell erklärt
Der aktuelle Stand in Japan (25. März 2020)
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