Ein Sommer ohne internationale Touristen
Seit Tagen wussten es alle, nun ist es offiziell: Am gestrigen Samstag haben die Organisatoren der Olympischen Spiele, das IOK, die Metropolregierung Tokios und die japanische Regierung bekanntgegeben, bei den anstehenden Olympischen Sommerspielen keine im Ausland wohnhaften Zuschauer zuzulassen (Asienspiegel berichtete). Sämtliche Tickets, die bereits in Übersee gekauft wurden, werden rückerstattet.
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Unter den aktuellen Umständen war das Risiko schlichtweg zu gross, Menschen aus der ganzen Welt ins Land zu lassen. Allein die gesundheitliche Betreuung der über 11’000 Athleten und Mitarbeiter ist eine enorme logistische Aufgabe für sich. Es ist letztendlich ein Entscheid für die Rettung der Spiele inmitten einer Pandemie. «Tokyo 2020» wird jedoch nicht vor leeren Rängen stattfinden. In Japan wohnhafte Zuschauer will man in begrenzter Zahl in die Stadien lassen. Im April will man diesbezüglich über die weiteren Schritte diskutieren.
Grenzen bleiben geschlossen
Noch vor wenigen Monaten hatte die Regierung grosse Pläne. Für die Einreise eines internationalen Publikums wurde eigens ein aufwendiges Sicherheitskonzept erarbeitet und eine Gesundheits-App im Auftrag gegeben (Asienspiegel berichtete). Im Januar, als die Covid-19-Zahlen rapide anstiegen und sich weltweit neue mutierte Varianten verbreiteten, wurden man von der Realität eingeholt.
Am Freitag gab die Regierung zudem bekannt, dass sie trotz der Beendigung des Notstands für den Grossraum Tokio (Asienspiegel berichtete) an den verschärften Einreiseregeln und Quarantänemassnahmen bis auf Weiteres festhalten werde. Damit bleiben die Grenzen lediglich für japanische Staatsangehörige und Foreign Residents geöffnet. Neu wird eine Ausnahme für Profisportler gemacht. Diese dürfen unter Auflagen wieder einreisen. Schon im April stehen wichtige Testveranstaltungen für «Tokyo 2020» an.
Der Beschluss ist auch eine Chance
«Tokyo 2020» ohne internationales Publikum bedeutet einen hohen finanziellen Schaden. Die Ausfälle für die Wirtschaft werden auf 150 Milliarden Yen geschätzt. In den vergangenen Jahren waren sämtliche Investitionen in Hotels und Infrastruktur auf diese Grossveranstaltung ausgerichtet. Wann die Grenzen für ausländische Japan-Reisende wieder aufgehen, kann zurzeit niemand sagen. Für Japan wird es der zweite Sommer in Folge ohne Einreise-Tourismus. Für viele ist die Enttäuschung riesig.
Dem gestrigen Beschluss kann man auch Positives abgewinnen. Der Einreise-Tourismus ist damit endgültig von «Tokyo 2020» losgekoppelt. Eine durch olympische Zuschauer ausgelöste Masseninfektion im Sommer hätte weitreichende Folgen für die langfristige Zukunft dieser Branche gehabt. Die mediale Berichterstattung in Japan wäre unerbittlich, der Image-Schaden beträchtlich gewesen. Die Einreisepolitik wäre erneut infrage gestellt worden. Womöglich wären die Grenzen nach einem solchen Negativereignis für internationale Touristen für noch längere Zeit geschlossen geblieben. Diese Gefahr ist gebannt. Befreit von der schweren Last dieser Grossveranstaltung bietet sich den Behörden die Möglichkeit, ab sofort neue Pläne für eine schrittweise, sichere und realistische Wiederaufnahme des Tourismus auszuarbeiten.
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