Der japanische Blick auf «Tokyo 2020»
Im Vorfeld der Olympischen Spiel sprach sich regelmässig eine Mehrheit der Japaner für die Verschiebung oder gar die Absage dieser Grossveranstaltung aus (Asienspiegel berichtete). Ein Event mit Teilnehmern aus aller Welt inmitten einer Pandemie stand im starken Widerspruch zu den wiederholten Notständen und den geforderten Einschränkungen.
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Doch bereits in den Anfangstagen schien sich Japan mit diesen ungewöhnlichen Umständen zu arrangieren. Das Land verzeichnete die höchsten olympischen Einschaltquoten seit 1964. Die insgesamt 58 Medaillen der japanischen Athleten, davon 27 goldene, sorgten für eine Begeisterung im Land (Asienspiegel berichtete). Auf einmal verzeichneten die Tokyo 2020-Shops erfreuliche Umsätze. Die offiziellen Fanartikel, die noch bis Anfang Juli grösstenteils ignoriert wurden, waren begehrt.
Freude über die Spiele
Nach dem Abschluss von Tokyo 2020 am Sonntag bestätigen mehrere Umfragen diese Gefühlslage. Gemäss der Yomiuri Shimbun sind 64 Prozent der Meinung, dass die Veranstaltung von Tokyo 2020 gut war. Nur noch 25 Prozent hätten die Spiele lieber abgesagt. Anfang Juli lag dieser Wert noch bei 41 Prozent. Gleichzeitig halten 61 Prozent den Entscheid, die Wettkämpfe ohne Publikum stattfinden zu lassen, für richtig. Auch eine Umfrage der Asahi Shimbun bestätigt dieses Bild. 56 Prozent der Befragten meinen ebenfalls, dass Tokyo 2020 etwas Gutes war.
Die Nachlässigkeit
Gleichzeitig offenbart dieselbe Umfrage, dass die Freude über die Spiele bei 61 Prozent der Befragten zu einer Nachlässigkeit im Alltagsverhalten geführt hat. So traf man sich beispielsweise eher mit Freunden, um die Spiele gemeinsam am Fernsehen zu verfolgen. Der oberste medizinische Berater der Regierung, Shigeru Omi, nimmt an, dass dieser Umstand – zusammen mit dem Aufkommen der hochinfektiösen Delta-Variante und der allgemein nachlassenden Wirkung des Notstandes – zu einer Explosion der Covid-Zahlen während der Spiele beigetragen hat.
Eine sichere olympische Bubble
Hingegen konnte das im Vorfeld befürchtete Super-GAU-Szenario eines Superspreader-Events, der sich vom Athletendorf auf die japanische Bevölkerung übertragen würde, erfolgreich verhindert werden. Regelmässige Tests, eine strenge Regelung der Bewegungsaktivitäten und eine hohe Impfrate haben für eine sichere Bubble gesorgt. Von den rund 43’000 eingereisten ausländischen Olympia-Beteiligten wurden bis zum 8. August gerade mal 151 positiv auf Covid-19 getestet. Keine einzige Person war schwer erkrankt.
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